Marschieren für die Wissenschaft, denn "Schweigen ist Zustimmung"
Er setzte der US-Umweltbehörde einen Verbündeten der Ölindustrie als Chef vor, kürzte Budgets und ignoriert Fakten: Donald Trump machte die schlimmsten Befürchtungen der US-Forscher wahr. In Österreich sehen Wissenschaftler ebenso besorgt in die Zukunft – nicht nur wegen des US-Präsidenten. Das Schmähen von Fakten ist im Netz salonfähig geworden. Und im Nachbarland Ungarn will die Orbán-Regierung die weltoffene "Central European University" schließen. Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny wertet dies als Angriff auf die Freiheit der Forschung. Und will dafür am 22. April auf die Straße gehen.
Ausgehend von den USA findet der "March for Science" in mehr als 400 Städten statt. Doch der Protest ist viel mehr als eine Anti-Trump-Demo. Wien-Organisator Oliver Lehmann: "Vernunft und Offenheit sind die unverzichtbaren Voraussetzungen für Wissenschaft. Wir rufen dazu auf, dieses Fundament zu schützen, zu stärken und zu feiern, das nicht nur die Basis der Wissenschaft darstellt, sondern auch die Grundlage der Demokratie.
Strategien gegen "alternative Fakten"
Proteste auf der Straße setzen zwar Zeichen, aber es braucht auch Strategien, wie Wissenschaft künftig dem Verbreiten von "alternativen Fakten" und sonstiger Diskreditierung begegnen soll. Biochemikerin Renée Schroeder hofft, dass sich darüber hinaus eine Bewegung formiert, die für eine aufgeklärte Gesellschaft kämpft. Wissenschaftsforscherin Nowotny ist überzeugt, dass der Wert wissenschaftlicher Ergebnisse für die Gesellschaft deutlicher hervorgehoben werden muss – "indem man die Menschen hereinholt, gerade in Zeiten, in denen der Klimawandel geleugnet wird, offiziell die Verweigerung von Impfungen gut geheißen wird und wissenschaftlich-technische Expertise als überflüssig abgetan wird."
Ähnlich sieht es Giulio Superti-Furga vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin "CeMM" (siehe unten). Er ist nicht nur über die US-Entwicklungen und die Folgen für Kooperationen und Nachwuchswissenschaftler besorgt. Nationale Abgrenzungen, wie sie durch den "Brexit" entstehen, seien ebenfalls ein Verlust von Wissensaustausch, Fortschritt und Wohlstand. "Dabei wäre der Wissenschaftsbereich ein gutes Beispiel dafür, wie ein konstruktives und wertschätzendes Miteinander über Ländergrenzen hinweg funktionieren kann."
Infos zum Vienna Science March:
Organisiert wird der Marsch vom Verein „Wien Wissen“. Er startet am 22. April um 13 Uhr mit einem „Science Picnic“ im Sigmund-Freud-Park. Teilnehmer sind eingeladen, eine Präsentation, Idee oder ein Experiment mitzubringen, um Besuchern ihre Forschung vorzustellen. Um 14 Uhr geht es weiter Richtung Innenstadt. Die geplante Route: Über Freyung, Tuchlauben, Stephansplatz, Wollzeile, Schellinggasse,Walfischgasse und Albertina geht es weiter zu Michaelerplatz und Heldenplatz und weiter durch das Burgtor zum Abschlussfest am Maria-Theresien-Platz. Mehr dazu unter: www.sciencemarchvienna.at
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