Viele Kassabons enthalten immer noch Bisphenol A

Neun von zehn Kassabons sind belastet.
Konsumentenschützer untersuchten 340 Thermopapier-Zettel: Nur die großen Supermarktketten sind mittlerweile weitgehend Bisphenol-A-frei.

Spätestens seit Einführung der Registrierkassenpflicht bekommt man für jeden noch so kleinen Einkauf einen Kassabon. "Das reicht vom kleinen Weckerl beim Bäcker bis hin zum Großeinkauf im Shopping Center", so der Verein für Konsumenteninformation (VKI) in einer Ausssendung. Vor sechs Jahren untersuchte der VKI erstmals die auf Thermopapier ausgedruckten Rechnungen von Supermärkten. Damals wurde in jedem Bon Bisphenol A (BPA) gefunden. Ein Stoff, der hormonähnlich wirken kann. Für den aktuellen Test wurden knapp 340 Kassazettel gesammelt und analysiert. Mit einem bemerkenswerten Ergebnis, wie die Konsumentenschützer sagen: "In fast keinem Bon der großen Supermarktketten wurde BPA entdeckt."

Neun von zehn Zettel mit Bisphenol A

Der Appell des VKI „Weg mit BPA in Kassabons“ nach dem letzten Test dürfte zumindest bei den betroffenen Firmen gefruchtet haben, heißt es in der Aussendung. "Allerdings sieht es abseits davon traurig aus: so wurde insgesamt auf neun von zehn Kassazetteln immer noch BPA als Entwicklersubstanz auf der wärmeempfindlichen Papieroberfläche gefunden."

Das meiste BPA nehme der Mensch zwar weiterhin über Lebensmittel auf, vor allem durch Kunststoffe wie z. B. Trinkflaschen, Vorratsdosen oder Verpackungen. Aber bereits die zweitgrößte Quelle für den Kontakt mit dieser Substanz stellt das Thermopapier dar, schätzt die EFSA (European Food Safety Authority).

Gesetztliches Aus erst 2020

Bisphenol A steckt in der wärmeempfindlichen Oberfläche des Papiers und dient als Entwicklersubstanz beim Drucken des Bons. Das endet laut EU-Gesetz erst im Jänner 2020. Danach darf kein Thermopapier, das BPA enthält, verwendet werden. Mit dieser Regelung soll vor allem das Kassenpersonal geschützt werden, das ja am meisten mit dem belasteten Papier in Kontakt kommt. Über die Finger gelangt der Stoff in den Körper, was laut VKI nicht unproblematisch ist.

Denn Bisphenol A ist eine Substanz, die eine hormonähnliche Wirkung hat. Der tritt für ein früheres Verbot ein. Vor allem, weil es bereits Alternativen zu BPA im Thermopapier gibt, so die Konsumentenschützer.

Starke Belastungen bei Apotheken, Gastronomie

Die 337 untersuchten Kassazettel wurden 2016 in allen Bundesländern gesammelt, vorwiegend aber in Wien. Darunter fielen Rechnungen von Geschäften aller Art: von Apotheken über Supermärkte und Tankstellen bis hin zur Gastronomie. Aber auch Bahntickets, Klebeetiketten und Leergutbons wurden eingesteckt und analysiert.

Das Resultat: nur 30 Bons waren frei von der gesuchten Substanz.Der Großteil aber, genau 220 Belege, enthielt mehr als 10.000 Milligramm Bisphenol A je Kilogramm Thermopapier. Erstaunlich viele stark belastete Bons stammten aus Apotheken, die meisten aber aus der Gastronomie.

Den ausführlichen Testbericht gibt es online auf www.konsument.at.

Kommentare