Vegetarier haben weniger oft Darmkrebs
Es ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern: Darmkrebs. Schon lange weisen Mediziner darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen Ernährung und Darmkrebsrisiko gibt. Eine neue Studie (erschienen im Journal Jama Internal Medicine) – bestätigt das: Bei den rund 77.000 Studienteilnehmern aus den USA und Kanada gab es in der Gruppe der Vegetarier in einem Zeitraum von 7,5 Jahren um 22 Prozent weniger Darmkrebsfälle als unter Nichtvegetariern. Bei den Pesco-Vegetariern – sie essen kein Fleisch, aber Fisch – war das Risiko sogar um rund Prozent verringert.
„Bei den Vegetariern spielen mehrere Effekte eine Rolle“, sagt die Darmkrebsspezialistin Ass.-Prof. Irene Kührer von der MedUni Wien: Viele Farbstoffe (sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe) in Obst und Gemüse haben – in Kombination mit Vitaminen – einen antientzündlichen und krebsschützenden Effekt.
Ballaststoffe wirken anders
Wobei die Rolle der Ballaststoffe eine andere ist, als vermutet wurde: „Ballaststoffe beschleunigen den Transport der Speisereste durch den Dickdarm – aber das schützt nicht vor Darmkrebs, wie man lange gedacht hat.“ Die Ballaststoffe schützen über einen anderen Effekt: „Sie sind Nahrung für die gesunden Darmbakterien. Werden diese gestärkt, reduziert das die Entzündungen und senkt das Krebsrisiko.“
Gleichzeitig nehmen Vegetarierer weniger tierische Fette zu sich: „Wir wissen heute, dass es in tierischen Fetten Inhaltsstoffe gibt, die an den Rezeptoren (Antennen, Anm.) der Schleimhautzellen andocken und eine starke Vermehrung dieser Zellen auslösen.“ Das aber kann die Entstehung von Krebszellen begünstigen. Deshalb rate sie dazu, auch bei Milch- und Milchprodukten fettarme Varianten zu bevorzugen.
„Gleichzeitig muss man aber auch betonen: Es spricht überhaupt nichts dagegen, ein bis zwei Mal in der Woche Fleisch zu essen“, sagt Kührer. „Der Konsum von Fleisch sollte sich auf 500 Gramm pro Woche beschränken“, heißt es auf dem Portal des Gesundheitsministeriums: „Davon sollte so wenig wie möglich verarbeitet – z. B. Wurstwaren – sein.“
Fünf Farben
Als eine der wichtigsten schützenden Maßnahmen gelten überdies ein lebenslanges Normalgewicht und ein normaler Bauchumfang (Frauen max. 88, Männer max. 102 cm). Kührer propagiert die „Fünf-Farben-Regel“: Täglich sollte je eine Handvoll Obst oder Gemüse in den Farben Gelb/Orange, Rot, Grün, Weiß und Lila gegessen werden: „Ich halte nichts davon, einzelne Obst- oder Gemüsesorten als ,Superfoods‘ hervorzuheben. Es kommt auf eine ausgewogene Mischung von Obst und Gemüse in diesen fünf Farben an.“ Was gesund ist, sehen Sie in der Grafik unten.
GESPRÄCH FÜR DARMKREBSPATIENTEN
Am 9. April (8.30 bis 10.30 Uhr) findet im Hörsaalzentrum der Medizinischen Universität Wien im AKH Wien (Hörsaal 3, Ebene 8, Währinger Gürtel 18–20) ein Patientengespräch zum Thema „Mehr Wissen – mehr Mitentscheiden“ statt. Biomarker (genetische Profile) des Dickdarmkrebs helfen, die Chemotherapie individualisiert anzupassen. Die Veranstaltung soll das Wissen zur Therapieentscheidung fördern. Die Veranstaltung findet im Vorfeld eines großen internationalen Darmkrebskongresses (EFR) statt.
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