USA: Trendwende zu weniger Übergewichtigen
Es geschah zu Beginn des US-Wahlkampfes im heurigen Frühjahr:Hillary Clinton verspeiste einen Snack in einem Lokal einer Fastfoodkette, die damit wirbt, "Food with Integrity" anzubieten – von lokalen Produzenten, Fleisch von Tieren, die Auslauf haben und ohne Antibiotika und Hormone aufgewachsen sind. Eines von vielen Beispielen. Denn auch First Lady Michelle Obama setzt sich mit ihrer Initiative "Let’s Move" seit Jahren für Kinder mit Gewichtsproblemen und gesündere Ernährung ein – mittlerweile sind Softdrinks an vielen Schulen verboten, Verpackungen zieren exakte Kalorienangaben.
Die kalifornische Stadt Berkeley besteuert – als erste in den USA – seit Jänner zuckerhaltige Getränke. Die Einnahmen sollen in Gesundheitsprogramme für Kinder und Jugendliche fließen. Und der Stadtrat von San Francisco hat beschlossen, dass Werbeanzeigen für Softdrinks mit Warnhinweisen versehen werden sollen, dass zugesetzter Zucker in Getränken zu Fettleibigkeit, Diabetes und Karies beiträgt.
Erste Früchte?
Möglicherweise zeigen nun all diese Initiativen und Kampagnen erste Früchte:
Zwar erreichte laut einer Umfrage der Anteil der fettleibigen Menschen in den USA 2014 mit 27,7 Prozent landesweit einen neuen Höchstwert. Doch die New York Times und die Autoren wissenschaftlicher Studien sehen jetzt erstmals eine Trendumkehr:
–Seit 2003 ist die tägliche Kalorienaufnahme von US-Kindern um zirka neun Prozent gesunken.
–Die Menge an zuckerhältigen Softdrinks , die ein durchschnittlicher US-Amerikaner regelmäßig konsumiert, ist seit den späten 1990er-Jahren um rund 25 Prozent zurückgegangen.
–Im Zeitraum 2007 bis 2010 ist die Kalorienmenge, die durch Fast Food aufgenommen wird, um rund 1,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2003 bis 2006 gesunken.
–Bei den Kindern im Vorschulalter geht der Anteil der stark Übergewichtigen bereits leicht zurück. Bei den Schulkindern und den Erwachsenen könnte mit dem Rekordwert an Fettleibigen im Vorjahr der Höhepunkt erreicht sein.
"Es scheint so, dass die Menschen die Botschaften hören und sich ihr Ernährungsverhalten langsam verbessert", sagt Ernährungsexperte Dariush Mozaffarian von der Tufts University.
Siuation in Österreich
In Österreich liegt der Anteil der adipösen Menschen an der Gesamtbevölkerung je nach Studie zwischen 13 und 17 Prozent. Im Mai prognostizierte eine Studie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass dieser Wert bis 2030 auf ein Drittel der Bevölkerung ansteigen könnte. Vorausgesetzt, die Politik setzt keine Maßnahmen, die gesundes Ernährungsverhalten fördern – etwa mehr Informationen über gesunde Ernährung in Schulen. Experten fordern seit Langem auch mehr außerschulische, langfristige Abnehmprogramme.
Mehr kalorienarme Getränke
Berkeley rechnet übrigens mit jährlichen Einnahmen aus seiner Softdrink-Steuer in der Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar (1,36 Millionen Euro). Andere Städte könnten folgen. Bereits 2012 machte New York Schlagzeilen, weil der Verkauf von gesüßten Getränken im Jumbobecher ("Big Gulp") aus Gesundheitsgründen verboten werden sollte. Zwar kippte ein Gerichtsurteil das Gesetz (ein Zusammenschluss von Händlern und Getränkeherstellern hatte dagegen geklagt). Doch mittlerweile hat auch die US-Getränkeindustrie eingeschwenkt und bietet verstärkt kalorienarme Getränke an. Die treibende Kraft dürften diesmal die Eltern von Kleinkindern sein: Haushalte mit Kleinkindern verzeichnen eine stärkere Kalorienreduktion als Haushalte, in denen nur Erwachsene leben.
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