Neue Herzklappe ohne Operation
In Europa und Nordamerika ist es bereits die zweithäufigste Herzerkrankung – eine krankhafte Verkalkung und Verengung der Aortenklappe: Die Klappe kann sich nicht mehr einwandfrei öffnen und schließen, es fließt zu wenig Blut in die Aorta. „Um trotzdem die gleiche Menge Blut in die Aorta zu pumpen, muss die linke Herzkammer einen deutlich höheren Druck aufbauen“, sagt Univ.-Prof. Thomas Neunteufl, Leiter der Funktionseinheit Herzkatheter am AKH Wien / MedUni Wien. Ohne Therapie sind die Folgen dramatisch: Nur 30 Prozent der Betroffenen leben noch nach 30 Jahren.
25 Prozent der über 60-Jährigen haben eine verkalkte Aortenklappe, bei zwei bis neun Prozent in dieser Altersgruppe kommt es zu Symptomen (siehe Grafik) – dann muss die Klappe ersetzt werden.
Herzchirurgen haben damit seit 40 Jahren Erfahrung: Sie öffnen den Brustraum, schließen den Patienten an eine Herz-Lungen-Maschine (sie übernimmt vorübergehend die Blutversorgung) und tauschen am stillgelegten Herz die Klappe aus – mit sehr guten Langzeitergebnissen.
„Aber bei älteren Patienten mit Begleiterkrankungen ist das Operationsrisiko oft nicht vertretbar“, sagt Univ.-Prof. Günther Laufer, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie am AKH Wien / MedUni Wien.
Dünner Schlauch
In diesem Fall ist es seit einigen Jahren auch möglich, eine Ersatzklappe ohne große Operation und ohne Herz-Lungen-Maschine ins Herz zu bringen: Und zwar mithilfe eines flexiblen, dünnen Schlauchs (Katheter). Dieser wird über die Leistenarterie oder die Herzspitze mit der vorerst noch gefalteten neuen Herzklappe bis an die Stelle der alten Klappe vorgeschoben. Dort wird die neue Klappe fixiert. „Die biologische Herzklappe wird dabei in die eigene verkalkte Herzklappe gesetzt“, so Laufer.
Allerdings: In den Zwischenräumen zwischen alter und neuer Klappe kann es undichte Stellen geben, wo Blut zurück in die linke Herzkammer fließt.
Im Wiener AKH wurde jetzt erstmals bei zwei Patienten ein neues System („Engager“/Medtronic) implantiert, das dieses Problem reduzieren soll: Eine neue Technologie zur genauen Einpassung der Klappe soll gewährleisten, dass „weniger Zwischenräume verbleiben und möglichst wenig Blut zurück in die linke Herzkammer fließt“, so Univ.-Prof. Wilfried Wisser, Abt. für Herzchirurgie.
Die Lebenserwartung ist bei operativen und Katheterverfahren vergleichbar, noch fehlen aber bei der Kathetertechnik Langzeitdaten.
Die Entscheidung, welcher Patient welche Klappe bekommt, wird in „Heart Teams“ von Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam getroffen, betont Univ.-Prof. Raphael Rosenhek von der Kardiologie am Wiener AKH. Rund ein Viertel der Patienten erhalten dort ihre neue Klappe via Katheter, Tendenz steigend. Trotzdem nimmt auch die Zahl der chirurgischen Klappeneingriffe zu. Rosenhek: „Das liegt an der steigenden Lebenserwartung. Diese Eingriffe werden in Zukunft noch häufiger.“
Sie sind ein frohgemuter Mensch, fühlen sich im Großen und Ganzen wohl, sind meistens entspannt, energiegeladen und eigentlich zufrieden mit Ihrem Leben?
„Wenn Sie von Natur aus eine heitere Person sind und die Dinge von der positiven Seite sehen, sind sie besser vor Herzproblemen wie einem Herzinfarkt geschützt“, sagt Lisa Yanek von der Johns Hopkins Universität, USA.
Yanek und ihre Kollegen analysierten die Daten von 1483 Gesunden aus einem Zeitraum von fünf bis 25 Jahren (American Journal of Cardiology). Sie alle hatten einen Bruder oder eine Schwester mit bereits verengten Herzgefäßen, die vor dem 60. Geburtstag ein schweres Ereignis – etwa einen Infarkt – ausgelöst hatten. Bei solch einem frühen Krankheitsbeginn haben auch die noch gesunden Geschwister ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko.
Die Studienteilnehmer mussten Fragebögen über ihre Lebenszufriedenheit und Lebenseinstellung ausfüllen.
Fazit nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von zwölf Jahren: Auch wenn es andere Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes oder Bluthochdruck gab: Bei den zufriedensten Studienteilnehmern war die Zahl schwerer Krankheitsereignisse wie Infarkt oder plötzlicher Herztod um ein Drittel niedriger. Bei den (aufgrund zahlreicher zusätzlicher negativer Faktoren) gefährdetsten Studienteilnehmern war unter den Zufriedensten das Erkrankungsrisiko sogar halbiert. Die Mechanismen hinter diesem schützenden Effekt sind aber noch unklar, so Yanek.
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