Wenn Buben als Mädchen leben und umgekehrt
Lily und Jessica kichern, während sie mit ihren Monster High Modelpuppen spielen. Sie plaudern über Hello Kitty und malen Prinzessinnen in bunten Kleidern. Auf den ersten Blick eine normale Szene von zwei Mädchen, die sich zum Spielen treffen. Nur, dass Lily und Jessica als Buben zur Welt kamen. Biologisch sind sie das nach wie vor. Sie wachsen aber als Mädchen auf, tragen Röcke, lackieren sich die Nägel und spielen mit Spielzeug, das typischerweise mit Mädchen verbunden wird. „Wenn ich als Bub leben müsste, wäre ich sehr verärgert. Wirklich verärgert. Jetzt, wo ich als Mädchen lebe, fühle ich mich viel besser“, sagt die sechsjährige Lily. Jessica, acht, ergänzt: „Ich wollte wirklich kein Junge sein. Ich bin unglücklich, weil ich keinen Mädchenkörper habe.“
Großer Leidensdruck
Bei den meisten Kindern ist das Phänomen vorübergehend, bei etwa einem Fünftel verstärkt sich der Wunsch im anderen Geschlecht zu leben zur Pubertät hin. Wird das unterdrückt, kann ein „großer Leidensdruck entstehen, bis hin zu sozialer Isolation, Depression und Suizid“, heißt es im Positionspapier der ÖGKJ.
Österreich hinten nach
In den USA und Großbritannien ist man um einiges weiter als hierzulande. In Kalifornien gibt es beispielsweise seit 1.1.2014 ein Gesetz, nach dem sich Transgender-Kinder aussuchen können, welche Toilette oder Umkleide sie benutzen. Andere US-Staaten haben Richtlinien erlassen, die die Rechte betroffener Kinder stärken. In Großbritannien sind eigene Medizinzentren mit interdisziplinären Teams offizielle Anlaufstelle für Betroffene. Dort werden auch die Eltern der Kinder betreut und ein Austausch mit anderen Familien ist möglich.
Auch Filmemacher Theroux spricht sich in seiner Doku für den Geschlechtswechsel von Transgender-Kindern aus. Das sei die Chance, „das grundlegendste Recht, das wir haben, zu praktizieren – das Recht, wir selbst zu sein.“ Jessica und Lily sind überzeugt, dass sie später weiter als Mädchen leben möchten. „Auch mit 70 oder 100 Jahren“, sagt Lily.
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