Taser: Was bei Kontakt mit der Elektroschockpistole passiert

Taser: Was bei Kontakt mit der Elektroschockpistole passiert
Ein neuer Bericht zeigt die Risiken der Waffe, die auch in Österreich im Einsatz ist.

Elektroschockpistolen, sogenannte Taser, werden weltweit zunehmend eingesetzt. Rund 16.000 Polizeitruppen in 107 Ländern haben die Waffe bereits im Gebrauch. Das geht aus einem aktuellen Bericht im British Medical Journals (BMJ) hervor, in dem die Auswirkungen von Tasern auf die Gesundheit analysiert werden. Seit 2012 werden Taser auch von der österreichischen Polizei verwendet.

Die pistolenähnliche Waffe schießt bei Abzug zwei oder vier Projektile mit Widerhaken ab. Diese sind über Drähte mit dem Taser verbunden - bei Kontakt mit dem Hautgewebe der Zielperson fließt Strom durch den Körper. Es kommt für mehrere Sekunden zu starken Kontraktionen der Skelettmuskulatur sowie zu Schmerzen. Der Getroffene verliert die Kontrolle über seinen Körper und fällt meist zu Boden.

Lebensbedrohliche Verletzungen

Bekannte Gesundheitsrisiken, die laut dem BMJ-Bericht auftreten können, sind Augenverletzungen, Krampfanfälle, Lungenkollaps, Hautverbrennungen sowie Gelenks-, Muskel- und Sehnenverletzungen. Immer wieder führten Taser-Einsätze auch zum Tod, etwa bei lebensbedrohlichen Kopfverletzungen nach einem Sturz. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International veröffentlichte Zahlen, wonach zwischen 2001 und 2008 in den USA 334 Menschen in Zusammenhang mit Taser-Einsätzen starben. Befürworter der Waffe sehen in vielen Fällen keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Elektroschock und dem Versterben der Person. Dies sei in vielen Fällen nicht eindeutig nachweisbar. In den meisten der 334 Fälle spielten weitere Faktoren eine Rolle, etwa Drogen- oder Medikamenteneinfluss sowie Vorerkrankungen des Getroffenen.

Taser: Was bei Kontakt mit der Elektroschockpistole passiert
An armed police officer rests his hand on a taser outside the Ministry of Defence in London, Britain November 18, 2015. REUTERS/Neil Hall
Ob Taser auf das Herz eine Auswirkung haben und z.B. zu Herzrhythmusstörungen führen können, ist umstritten. Viele Studien dazu seien durch Hersteller finanziert, sodass neutrale Ergebnisse hinterfragt werden können. Eine Untersuchung von acht Fällen hätte laut BMJ-Bericht gezeigt, dass Taser einen irregulären Herzrhythmus auslösen könnten. Das zeigt auch der Fall von Darryl Turner. Der 17-jährige starb 2013 in Miami, nachdem ein Polizist ihn für 37 Sekunden taserte. Die normale Zeitspanne beträgt fünf Sekunden. Hält man den Abzug jedoch weiter gedrückt, kann diese Spanne ausgedehnt werden - Verletzungen werden wahrscheinlicher.

Die Untersuchung von Amnesty International stützt sich auf Autopsien und zeige laut der Organisation, dass die Betroffenen oft wiederholten und anhaltenden Elektroschocks ausgesetzt waren – deutlich länger als fünf Sekunden. In den USA und in Großbritannien kommen Taser immer häufiger auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen für psychisch Kranke zum Einsatz.

Österreich

In Österreich werden Taser neben der Polizei auch in Justizanstalten eingesetzt – allerdings selten. Sowohl 2013 als auch 2014 wurde in den 27 Justizanstalten jeweils ein Einsatz verzeichnet. In beiden Fällen handelte es sich um einen angedrohten Suizid eines Häftlings. Träger der Waffe bekommen eine spezielle Ausbildung, die einmal pro Jahr aufgefrischt werden muss. Der Taser-Einsatz wird zudem regelmäßig trainiert. Bevor Taser in Österreich von der Polizei verwendet wurden, erfolgte eine sechsjährige Testphase mit insgesamt 127 Einsätzen gegen Menschen. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt, nachdem sie beim Sturz mit dem Kopf auf einem Steinboden aufschlug.

Nach dem Einsatz des Tasers sind die Beamten verpflichtet, einen Rettungswagen zu verständigen und den Getroffenen untersuchen zu lassen. Ob eine Behandlung im Krankenhaus notwendig ist, entscheidet ein Arzt. Dieser entfernt auch die Elektroden aus dem Körper.

Kommentare