Tätowierungen: Ein Risiko fürs ganze Leben

Das Interesse an Tättowierungen und Piercings nimmt offenbar wieder ab - nur 16,8 Prozent finden solcherart Körperschmuck noch attraktiv.
In Tattoo-Farben wurden Krebs und Allergie auslösende Stoffe gefunden. Experten fordern strenge Regeln.

Das geht im wahrsten Sinn unter die Haut: Zwar ist mittlerweile vielen bekannt, dass Tätowierungen mitunter Allergien auslösen können. Aber Krebs? Genau das befürchten deutsche Wissenschaftler. Sie hatten Farben aus 38 deutschen Tätowierstudios untersucht – 34 Prozent davon waren nicht in Ordnung. In den Proben fanden sie unter anderem gesundheitsschädliche Stoffe wie Amine, Nitrosamine und Phenole, die in Kosmetik–Produkten sogar verboten sind.

In zwei Drittel der Proben waren Bestandteile von Wandfarben oder Pigmente enthalten, die eigentlich für Autolacke verwendet werden. Etwa „254 red“, das Autoliebhaber als „Ferrari Rot“ kennen. Ebenso fand man Schwermetallspuren in den Farben, die unter die Haut injiziert werden.

Etwa drei Millimeter tiefe Nadelstiche und pro cm² Haut im Schnitt bis zu neun Milligramm Farbe sind für ein neues Körper-Bild nötig. Mediziner warnen vor der unerforschten Langzeitwirkung des Körperschmucks. Immerhin sind bis zu 25 Prozent der Bevölkerung für ihr Leben gezeichnet. Die Farbpartikel können sich über das Lymphsystem im ganzen Körper ausbreiten.

Alte Forderung

Die Diskussion um die fehlende Deklaration von Tätowierfarben und möglicher Gefahren für die Gesundheit ist nicht neu. Auch in Österreich fordern Mediziner und Verbraucherschützer seit Jahren genaue Regeln. Die Kosmetik-Verordnung sei wesentlich detaillierter geregelt, so der Tenor. „Trotz aller gesundheitlichen Gefahren existieren derzeit keine gesetzlichen Regelungen für die Verwendung von Tätowierpigmenten und Farbstoffen“, moniert man beim Verein für Verbraucherinformation (VKI). Besonders im Fokus: Farben „Made in Asia“. Die dortigen Hersteller müssen die Inhaltsstoffe ihrer Produkte nicht angeben. Ähnliches gilt für Farben aus dem Internet.

In Österreich zählen Tätowierer zur Innung für Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure. „Es ist eine besondere Situation, aber wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht“, sagt Innungsmeisterin Margit Riebenbauer. Die Tätowierer (in Wien derzeit etwa 70) selbst seien ebenso auf Seriosität bedacht. „Schon aus Selbstschutzgründen.“ Im Rahmen der jährlichen, gesetzlich vorgeschriebenen Hygieneüberprüfungen würden auch die Farben unter die Lupe genommen. Passt etwas nicht, „ist der Gewerbeschein weg“.

Konsumentenschützer empfehlen Tätowierwilligen jedenfalls, sich genau zu informieren. Etwa, ob der Nadelkünstler kontrollierte Farben (Couleur Index C.I.) mit Chargennummer verwendet. Und überhaupt empfiehlt es sich auf die besonders belasteten Farben Rot und Gelb zu verzichten.

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