Süßstoff: „Kein Stoff gänzlich risikofrei“

Süßstoff: „Kein Stoff gänzlich risikofrei“
„Natürlicher“ Süßstoff: Beim Stevia-Herstellungsprozess werden süße Bestandteile extrahiert

Vor einem Jahr wurden Stevioglycoside in der EU als Süßungsmittel (E 940) zugelassen – mit enormen Erwartungen bei Konsumenten und Lebensmittelherstellern. Der aus den Blättern der südamerikanischen Stevia-Pflanze gewonnene Süßstoff ist nämlich rund 300 Mal süßer als Zucker, aber kalorienfrei und wurde besonders als „natürliche“ Alternative beworben.

Kritiker stellten jedoch genau das in Abrede, da die Steviaglycoside aus der Pflanze extrahiert werden müssen und synthetisch hergestellt seien. Manche sprachen gar von Irreführung der Konsumenten. Zudem wurde auf Studien verwiesen, Stevia könne krebserregend wirken und die Fruchtbarkeit sowie die Gene verändern.

Stevia-Süßstoff-Hersteller Franz Reisenberger weist dies zurück. „Manche dieser Argumente waren sehr fragwürdig. Die EU-Gesundheitsbehörde EFSA hat Stevia aber als sicher eingestuft und deshalb zugelassen.“ Univ.-Prof. Jürgen König, Institutsvorstand für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien, ergänzt aber: „Es gibt grundsätzlich keinen Stoff, der gänzlich risikofrei ist. Auch Wasser nicht. Es kommt immer auf die Dosis an.“ Das Stevia-Herstellungsverfahren laufe ähnlich der Extraktion von Zucker aus Zuckerrüben. Reisenberger: „Das empfindet aber niemand als einen synthetischen Prozess.“

Auch wenn Übergewicht zur Epidemie wird: König will Zucker nicht völlig verteufeln. Er weise „keinen eindeutigen Zusammenhang“ mit Übergewicht auf. „Aber die gesamte Energiebilanz, also die Konsequenz von zu vielen Kalorien aus Fett und Kohlenhydraten, ist ausschlaggebend.“ Aus physiologischer Sicht sei es egal, ob Stevia oder andere Süßstoffe, etwa Aspartam oder Saccharose, gegessen werden. Allerdings werden andere Süßstoffe tatsächlich rein synthetisch hergestellt. Für Diabetiker kann Stevia aber tatsächlich eine Alternative sein, meint König. „Es ist nicht glukosehältig und wird dadurch nicht verstoffwechselt.“

Mehr Infos unter www.steviaguide.at
 

Kommentare