"Sucht ist eine Erkrankung"

1,5 Millionen Österreicher haben eine problematischen Alkoholkonsum
Neue Strategie zur Suchtprävention: "Mensch im Mittelpunkt".

"Sucht ist eine Erkrankung - und nichts, das man jemandem ausreden kann." Das sagte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser anlässlich der Präsentation der "Österreichischen Suchtpräventionsstrategie", die heute, Dienstag, im Ministerrat beschlossen wurde. Mehr als 100 Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Drogenprävention und -therapie - Vertreter aller mit der Thematik befassten Ministerien, der Länder, verschiedener Therapieeinrichtungen - haben den 24-seitigen Konsens erarbeitet. "Die Strategie soll das Bewusstsein schärfen, dass Sucht keine Willensschwäche ist und die Ursachen, warum Menschen an Süchten erkranken, vielfältig sind."

"Diese Strategie dient nicht zur Bekämpfung des Angebotes, sondern zur Förderung von Gesundheits- und Risikokompetenz", betont Oberhauser. "Der Konsens ist ein großer Fortschritt", so die Ministerin. "Für Leute, die sich mit dem Thema auskennen, klingt es banal, dass Sucht eine Krankheit ist. Aber wie viele Menschen kennen wir zum Beispiel, die zu depressiven Menschen sagen, reiß dich zusammen und genauso weiß jeder von uns, wie schwierig es ist, weniger zu essen oder zu rauchen."

Wer abhängig sei benötige eine gute Strategie und nicht gute Aufforderungen. Die Strategie anerkenne auch, dass es ganz unterschiedliche Ziele geben müsse, betonte Oberhauser. Für den einen sei das die Abstinenz, für andere die Schadensreduktion. Deshalb lasse das Papier auch verschiedene Therapieansätze zu.

Fünf Hauptziele

Laut der Gesundheitsministerin habe die Strategie fünf Hauptziele: "Die negativen Auswirkungen der Suchterkrankung so gering als möglich zu halten, Suchtkranken bedarfsorientiert im Gesundheits- und Sozialsystem so zu betreuen, dass sie gesünder werden, ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung durch Integration und Reintegration in den Arbeitsmarkt und ein sozialverträgliches Miteinander in der Gesellschaft zu ermöglichen - indem Stigmatas, die noch immer mit Suchterkrankungen einheergehen, abgebaut werden."

"Suchtkranken Menschen helfen keine moralisierenden und populistischen Haltungen", betonte der Mediziner Hans Haltmayer, Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien und ärztlicher Leiter der Suchthilfe Wien. "Es widerspricht sich nicht, bei einem Menschen die Strategie auf Schadensminimierung (u.a. durch reduzierten Konsum , Anm.) und beim anderen auf völlige Abstinenz zu setzen Das hängt sehr vom jeweiligen Gesundheitszutand des Betroffenen ab."

1,5 Millionen Menschen in Österreich haben einen problematischen Alkoholkonsum, 1,4 Millionen sind nikotinabhängig.

Das Papier soll jetzt - als "Dach über alle bestehenden Angebote" - die Grundlage für eine Weiterentwicklung der Drogenprävention in Österreich sein.

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