E-Zigaretten sind keine sicherere Alternative zu Tabakrauch

E-Zigaretten sind keine sicherere Alternative zu Tabakrauch
Verdampfer zerstören etwa wichtige Zellen im Mund, neue Studien zeigen Schäden nach kurzer Zeit.

Fast die Hälfte der jungen US-Amerikaner unter 35 Jahren – 44 Prozent – glaubt, dass E-Zigaretten weniger schädlich für die Lunge und damit harmloser sind als herkömmliche Zigaretten mit Tabak. Dies zeigt der aktuelle National Consumer Survey, den das Ohio State University Comprehensive Cancer Center veröffentlichte. Experten fordern daher mehr Aufklärung und Forschung.

Für die Untersuchung waren 2000 unter 35-Jährige befragt worden. "Die Wahrheit ist, dass wir wenig über diese neuen Tabakprodukte wissen", sagt Studienautor Peter Shields. "Die Realität ist, dass es sich noch immer um Tabakprodukte handelt und die Menschen nach wie vor schädigende Chemikalien inhalieren." Daher sollten sie nicht als "sicherere Alternative" dargestellt werden. "Wir müssen erst herausfinden, wie sie sich wirklich auswirken." Das sieht der österreichische Lungenexperte Prim. Norbert Vetter ähnlich: "Man kann sicher nicht sagen, dass E-Zigaretten sicherer wären. Auch da nimmt man Schadstoffe wie Glycerin und andere auf." Bei einer Langzeit-Anwendung sollte man vorsichtig sein: "Auch beim Zigarettenrauchen werden die Schäden erst nach Jahrzehnten sichtbar."

Kurzfristige Folgen

Zumindest zu bereits kurzfristig ersichtlichen Folgen gibt es immer detaillierte Erkenntnisse. Zuletzt fanden Wissenschaftler der Université Laval im kanadischen Québec heraus, dass eine große Anzahl an Mundzellen bereits innerhalb weniger Tage abstirbt.

Sie haben jedoch eine wichtige Schutzfunktion. "Diese Zellen stehen in erster Front, wenn der Körper mikrobielle Infektionen bekämpfen muss", erklärt Studienleiter Mahmoud Rouabhia im Fachmagazin Journal of Cellular Physiology. Setzte man sie im Labor täglich je 15 Minuten den Dämpfen von E-Zigaretten aus, zerstörte das in drei Tagen 50 Prozent der Zellen. Die damit einhergehende Zerstörung der Mundbarriere könne das Infektions- und Entzündungsrisiko und möglicherweise das Krebsrisiko erhöhen.

Vor allem bei jugendlichen Nutzern können sich E-Zigaretten bereits auf die Lunge schlagen, legt eine andere Studie nahe. Und das sogar, ohne dass sie später "richtige" Raucher sind. Der Konsum von E-Zigaretten stehe in engem Zusammenhang mit Dauerhusten, Bronchitis oder Verschleimung schreiben die Forscher der University of California im Fachblatt American Journal of Respiratory and Critical Care.

Bei Erwachsenen zeigt sich die bisherige Faktenlage anders als bei Jugendlichen. Hier zeigen manche Untersuchungen, dass E-Zigaretten den Tabakkonsum reduzieren und sogar eine Unterstützung bei der Raucherentwöhnung sein können. Lungenarzt Vetter kann dem Letztgenannten durchaus etwas abgewinnen – wenn auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.

"Für diesen kurzfristigen Einsatz können E-Zigaretten für manche Raucher eine Hilfestellung bieten. Dann sind auch die Nebenwirkungen vernachlässigbar." Dem Körper werde weiterhin das Nikotin zugeführt. "Das ist eine ähnliche Wirkung wie etwa bei einem Nikotinpflaster." Unerlässlich sei jedoch die Begleitung der Entwöhnung durch einen erfahrenen Spezialisten. "Nur auf E-Zigaretten umzusteigen, ist keine Lösung. Das Ziel sollte der komplette Rauchausstieg sein."

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