Aspirin kann Krebs verhindern

Aspirin kann Krebs verhindern
Eine Tablette am Tag soll das Risiko für diverse Krebsformen um ein Drittel senken.

Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Wenn jeder zwischen dem Alter von 50 bis 65 Jahren täglich eine kleine Dosis Acetylsalicylsäure (ASS, z. B. Aspirin) zu sich nimmt, könnte die Häufigkeit von Krebserkrankungen, Schlaganfällen und Herzinfarkten bei Männern um neun Prozent und bei Frauen um sieben Prozent gesenkt werden. Allein das Darmkrebsrisiko soll um mindestens 30 Prozent sinken, aber auch das für Magen- und Speiseröhrenkrebs. In Österreich könnten so jährlich angeblich 441 Todesfälle verhindert werden, europaweit mehr als 50.000.

Prof. Jack Cuzick vom Zentrum für Krebsprävention an der Queen Mary University in London hat die Studie zu dem Thema geleitet (erschienen im Fachblatt Annals of Oncology) und erklärt: "Es gab schon länger Hinweise darauf, dass ASS für die Krebsprävention hilfreich sein könnte. Unsere Studie hat nun den klaren Beweis geliefert – und der Effekt gilt nicht nur für Darmkrebs."

ASS wird seit mehr als hundert Jahren in hohen Dosierungen gegen Schmerzen eingesetzt – seit den 80er Jahren weiß man, dass es auch präventiv gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wirkt. Der Pharmakologe Univ.-Prof. Karsten Schrör vom Universitätsklinikum Düsseldorf sieht eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. "Mit einer Dosis von 100 mg pro Tag könnte man Patienten vor einem Herzinfarkt und vor Darmkrebs schützen." International pendelt man allerdings noch bei Dosierungen zwischen 75 und 375 mg.

Die Wirkung zeige sich aber erst ab einer Einnahme über mindestens fünf Jahre. Cuzick: "Der wichtigste Faktor zur Krebsprävention ist noch immer, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber als zweitwichtigsten Faktor könnte man ein kleines Aspirin pro Tag empfehlen. Diese Maßnahme sollte eigentlich in jedes nationale Krebspräventionsprogramm aufgenommen werden." Warum ASS so einen positiven Effekt auf die Prävention von Krebs hat, weiß man aber noch nicht so genau.

Nebenwirkungen

Einwände gegen einen solch regelmäßigen Einsatz von ASS gab es bisher vorwiegend wegen des erhöhten Risikos für Blutungen. Doch auch hier gibt es neue Erkenntnisse. Cuzick dazu: "Es kommt nach wie vor zu Blutungen, aber das Risiko ist kein Grund, ASS nicht zu nehmen, weil die Vorteile viel größer sind."

Untersuchungen hätten gezeigt, dass vor allem Patienten, die das Magenbakterium Helicobacter Pylori in sich tragen, von Blutungen betroffen sind – etwa 20 Prozent der Europäer im mittleren Alter tragen es in sich, viele wissen es aber gar nicht. Es kann aber mittels einfachen Tests festgestellt werden. "Vielleicht wäre es wichtig, sich auf Helicobacter pylori testen zu lassen, bevor man mit der täglichen Einnahme von ASS beginnt."

Auch Menschen über 70 Jahren, jene mit einem hohen Blutdruck, Diabetiker und Patienten, die Blutverdünner nehmen, sollten sich mit ihrem Arzt absprechen, bevor sie eine solche Therapie beginnen.

Die positiven Effekte einer täglichen ASS-Einnahme zeigen sich offenbar nicht nur in der Krebsprävention, sondern auch nach der Diagnose. So haben Langzeitbeobachtungen gezeigt, dass das Wiederauftreten von Darmkrebs um bis zu 37 Prozent reduziert werden konnte, auch das Sterblichkeitsrisiko sank deutlich. Es gebe Hinweise auf ähnliche Effekte bei Brust-, Prostata- und Lungenkrebs, die derzeit noch untersucht werden.

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