Strategie für gesündere Kinder

Strategie für gesündere Kinder
180 Experten haben zahlreiche Vorschläge ausgearbeitet, die Risikofaktoren für Körper und Psyche reduzieren sollen.

Zu wenige von den Kassen finanzierte Therapieplätze (z. B. Logo-, Ergo- oder Psychotherapie), zu wenige kinderpsychiatrische Betten: Mehrfach haben in den vergangenen Jahren Therapeuten auf Versorgungsmängel hingewiesen. Am Donnerstag präsentiert Gesundheitsminister Alois Stöger die neue "Kindergesundheitsstrategie". 180 Experten haben sie in den vergangenen zwölf Monaten im Rahmen des von Stöger initiierten "Kindergesundheitsdialogs" ausgearbeitet. "Die Strategie ist ein erster Schritt, die Umsetzung wird alle Politikbereiche betreffen müssen."

Strategie für gesündere Kinder

Kinderrehabilitation Das Angebot an ambulanter und stationärer Rehabilitation soll schrittweise ausgebaut werden. Auch ein Ausbau der kinderpsychiatrischen Versorgung wird gefordert. Die WGKK hat bereits eine Budgetaufstockung für Kindertherapien beschlossen. "Wo es Mängel gibt, wird das Angebot ausgeweitet", heißt es auch beim Hauptverband. Neue Anlaufstellen ("Reha-Info-Points") sollen die Eltern unterstützen.

Ernährung, Bewegung Rund zehn Millionen Euro werden in den kommenden drei Jahren für Ernährungsprojekte für Kinder und Jugendliche bereitgestellt. Österreichweit soll Ernährungsberatung für Schwangere angeboten werden, so Stöger. Die Alltagsmobilität auf der Straße und in Schulen soll gefördert werden.

Mutter-Kind-Pass Er soll überarbeitet und modernisiert werden: So soll auch eine Betreuung durch Hebammen und bei Bedarf auch eine "psychologische Hilfestellung" - etwa zur Abklärung von Entwicklungsstörungen - angeboten werden.

Frühe Hilfen In Österreich soll ein Konzept der "Frühen Hilfen" entwickelt werden - eine Art psychosoziales Frühwarn- und Hilfesystem: So könnten (als ein Beispiel) etwa Hebammen oder Kinderkrankenschwestern nach der Geburt jede Familie aufsuchen und sozial benachteiligten bzw. Risikofamilien Unterstützung anbieten. Misshandlungsfälle sollen damit so weit wie möglich verhindert werden.

Erweiterter Impfplan
Ab 1.1.2012 sind die Pneumokokken- und Meningokokken-Impfung im Kinderimpfplan enthalten und damit für die Eltern gratis.

Kaiserschnitte
Mit einem Anteil von rund 30 Prozent (siehe Grafik) liegt die Kaiserschnittrate in Österreich deutlich über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation von maximal 15 Prozent, sagt Stöger. "Mein Ziel ist es, die Kaiserschnittrate auf die WHO-Empfehlung zu reduzieren."

Frühgeburten Der Anteil an Frühgeburten (vor der 37. Schwangerschaftswoche) ist laut Gesundheitsministerium zwischen 1990 und 2011 von acht auf elf Prozent gestiegen - damit liege Österreich deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Ursache dafür ist u. a. die Zunahmen von Mehrlingsgeburten (etwa durch Hormonbehandlung und künstliche Befruchtung). Bei der künstlichen Befruchtung soll die Zahl der eingepflanzten Embryonen begrenzt werden.

Spitäler In Spitälern ohne Kinderabteilung sollen Bereiche mit kindgerechter Ausstattung geschaffen, die Infrastruktur für Begleitpersonen verbessert werden. "Mein Ziel ist auch, die Selbstbehalte für Säuglinge, Kinder und Jugendliche bei einem Spitalsaufenthalt abzuschaffen", so Stöger.

Kinderarzneien Mehr als die Hälfte der in der Kinderheilkunde verwendeten Medikamente sind nicht ausreichend für Kinder untersucht: "Um die Qualität der Kinderarzneimittel zu verbessern, wollen wir ein Kinderforschungsnetzwerk aufbauen."

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