Strahlentherapie: Heilungschancen verschlechtern sich
Maximal vier Wochen sollte bei Brustkrebs die Zeitspanne zwischen Diagnosestellung und Beginn der Strahlentherapie dauern. Bei HNO-Tumoren sind es zwei Wochen. „Kürzer ist immer besser, aber alles, was über diesen wissenschaftlich fundierten Limits liegt, verschlechtert die Heilungschancen“, sagt Univ.-Doz. Robert Hawliczek, Vorstand des Instituts für Radioonkologie und Obmann der Fachgruppe Radio-Onkologie in der Österr. Ärztekammer.
Allerdings: „In der Realität werden diese Maximalzeiten im Schnitt um 50 bis 100 Prozent übertroffen.“ Das ergab eine Erhebung unter den Strahlentherapie-Abteilungen in Ostösterreich. Hawliczek: „Sieben Linearbeschleuniger kommen in Westeuropa durchschnittlich auf eine Million Einwohner, bei uns nur fünf. Gemäß Österr. Strukturplan Gesundheit müssten wir sogar 64 haben, tatsächlich strampeln wir uns mit 43 Geräten ab.“
Zwar habe Wien bereits beschlossen, die Zahl der Linearbeschleuniger um zwei auf 14 aufzustocken: „Aber 30 bis 40 Prozent der Patienten in Wien sind aus Niederösterreich, weil es dort derzeit nur fünf Linearbeschleuniger gibt: Einer soll zwar dazukommen, aber aus unserer Sicht fehlen in Niederösterreich neun Strahlentherapiegeräte.“
Das in Wiener Neustadt geplante Krebstherapiezentrum MedAustron werde den Mangel nicht beheben: „Das ist nur für ganz spezielle Therapien und deshalb für Patienten aus ganz Österreich und auch aus dem Ausland vorgesehen.“
Unterstützung erhalten die Radio-Onkologen jetzt von den Patientenanwälten aus Wien (Sigrid Pilz), Niederösterreich (Gerald Bachinger) und dem Burgenland (Josef Weiss). In einem Brief an Gesundheitsminister Alois Stöger heißt es: „Diese wochenlangen Wartezeiten ab Diagnosestellung sind nicht nur eine große psychische Belastung der betroffenen PatientInnen und ihrer Angehörigen als auch fachlich-medizinisch von Bedeutung, da damit der Therapieerfolg beeinträchtigt, ja sogar verunmöglicht wird.“
Wartezeiten unterschiedlich
In dem Brief fordern die Patientenanwälte u. a., dass wissenschaftlich fundierte Bedarfsberechnungen erstellt werden. Überdies seien die Wartezeiten in den einzelnen Zentren sehr unterschiedlich: „Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Kassen darauf bestehen, den Transport nur ins nächstgelegene Zentrum zu bezahlen“ – auch, wenn die Wartezeit in einem anderen, entfernteren Zentrum kürzer wäre.
Bei der NÖ-Landeskliniken-Holding weist man die Kritik zurück: „Im Großgeräteplan des Bundes steht ein Bedarf von sechs Linearbeschleunigern für Niederösterreich – diese Zahl werden wir 2014 erreichen“, sagt Markus Klamminger, stv. medizinischer Geschäftsführer: „Wir dürften derzeit gar nicht mehr Geräte aufstellen, weil wir uns nicht über Planungen des Bundes hinwegsetzen dürfen. Wenn internationale Vergleiche zeigen, dass wir in Österreich zu wenig Geräte haben, muss sich der Bund das ansehen – und neu planen.“
Kommentare