Was Menschen an ihrem Lebensende brauchen

Das Lebensende ist meist kein plötzlicher, klar eingegrenzter Zeitpunkt sondern eine Lebensphase.
Internationale Experten diskutierten im Rahmen der Bioethikkommission.

Was brauchen Menschen in ihrer letzten Lebensphase? Wie lässt sich das oft geforderte "Sterben in Würde" praktisch umsetzen? Und wie gehen wir mit dem Recht auf Selbstbestimmung des Individuums und Gefahren um, wenn es um Fragen von lebensverlängernden Maßnahmen unheilbar Kranker geht? Das sind Themen, mit denen sich Mediziner, Ehtiker und Juristen in ganz Europa beschäftigen. In den Niederlanden und Belgien, wo die sogenannte "aktive Sterbehilfe " (auch: Tötung auf Verlangen) seit 2002 erlaubt ist, stiegen die Zahlen zuletzt deutlich an. In Österreich und Deutschland ist sie verboten. Doch Umfragen zeigen immer wieder steigende Zustimmung. Erst am Montag äußerten sich 67 Prozent der Deutschen in einer neuen Erhebung des für die Zulassung aktiver Sterbehilfe.

In Österreich hat die im März neu konstituierte Bioethikkommission eine Diskussion zum Thema "Lebensende" eröffnet. Am Montag fand dazu eine Sitzung statt, zu der auch internationale Experten geladen waren. Sie zeigte: "Österreich ist noch meilenweit von den derzeitigen Diskussionen in Deutschland oder der Schweiz enfernt", sagt Kommissionsvorsitzende Univ.-Prof. Christiane Druml.

Teilaspekte

In Deutschland werden beispielsweise derzeit ethische und rechtliche Grundsätze des Teilaspekts "Beihilfe zum Suizid" abgewogen. Christiane Woopen, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates: "Suizidhilfe darf in der Gesellschaft keine übliche Dienstleistung sein und nicht zum 'Normalfall' werden. Sie ist vielmehr eine tragische Ausnahme in Situationen unerträglichen Leidens." Um dies im Alltag umzusetzen, gebe es verschiedene Möglichkeiten der Regulierung. Palliativmediziner Gian Domenico Borasino von der Universität Lausanne sieht wiederum sagt: "Der beste Schutz vor der Tötung auf Verlangen ist eine streng reglementierte Freigabe."

Die Experten plädierten in Wien ebenso für eine Neudefinition, vor allem des missverständlichen Begriffs Sterbehilfe. "Sobald dieses Wort fällt, wird aktiv und passiv vermischt", kritisiert Woopen. Es gehe vor allem um ein Zulassen und Begleiten des Sterbens: "Was hilft den Menschen in dieser Situation? Was ist noch lebensverlängernd, was verlängert hngegen das Sterben?"

In Österreich will die Bioethikkommission bis Jahresende vorerst den status quo erheben, sagt Kommissionsmitglied Univ.-Prof. Andreas Valentin. "Es geht darum, wie, wo und unter welchen Umständen die Menschen derzeit sterben - und welche Anforderungen es für ein menschenwürdiges Sterben, wie wir es uns wünschen, brauchen." Daraus sollen Empfehlungen erarbeitet werden. Eines sei aber schon jetzt klar: "Wir wollen uns darauf konzentrieren, was notwendig ist. Nicht, was verboten werden soll." Auch bei vielen Ärzten herrsche zudem Unsicherheit, wie sie überhaupt in solchen Fällen vorgehen dürfen.

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