Start in die Pollensaison: So funktioniert die neue Allergie-Therapie

Wenn die Temperaturen steigen, setzen die Frühblüher ihre Pollen frei.
Hasel und Erle blühen bereits. Forscher der MedUni Wien entwickelten eine neue Therapie gegen allergisches Asthma.

Allergiker, die auf Frühblüher mit juckenden Augen, Niesreiz oder Müdigkeit reagieren, könnten in den vergangenen Tagen mit steigenden Temperaturen bereits die ersten Vorboten der diesjährigen Pollensaison verspürt haben: „Hasel und Erle sind in Vollblüte“ – mit dieser Information wartete der Pollenwarndienst der MedUni Wien auf.

„Bei Schönwetter müssen hohe Pollenkonzentrationen erwartet werden.“ Das derzeit trockene und milde Klima begünstige den Pollenflug. Die Betroffenen sollten an Sonnentagen, an denen die Pollen stark freigesetzt werden, Waldränder (Hasel) und Auen (Erle) meiden.

Birkenpollensaison wird Ende März erwartet

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Die bei vielen gefürchtete Birkenpollen-Saison erwarten die Pollenwarndienst-Experten derzeit gegen Ende März. Die ersten Prognosedaten deuten etwa in Wien auf einen Beginn am 19. März hin. Auf Birken allergisch Reagierende können dennoch bereits jetzt Beschwerden verspüren – wenn sie an Kreuzallergien zwischen Hasel, Erle und Birke leiden.

Der zweite „Hotspot“ in Sachen Allergiebeschwerden stellt alljährlich die Gräserpollenbelastung dar. Über den Start kann derzeit noch keine Prognose abgegeben werden. Die Gräser sind von der jeweiligen Wetterentwicklung in März und April abhängig und beginnen erst ab einer bestimmten Temperatur zu blühen.

Allergieauslöser Immunglobin-E-Antikörper

Für viele allergische Reaktionen im Körper – etwa Heuschnupfen oder Asthma – sind Immunglobin-E-Antikörper (IgE) im Blut verantwortlich. Es handelt sich dabei um eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen Substanzen wie Birken- oder Gräserpollen. Gemeinsam mit Entzündungszellen in Haut und Schleimhäuten ("Mastzellen") entstehen Allergiesymptome. IgE-Antikörper sind auch an der Entstehung von Neurodermitis oder Urtikaria (Nesselsucht) beteiligt.

Eine neue Therapie soll betroffenen Allergiepatienten nun Erleichterung bringen. Wissenschafter um Univ.-Prof. Rudolf Valenta und Dr. Christian Lupinek von der Abteilung für Pathophysiologie und Allergologie, MedUni Wien, entwickelten ein spezielles Gerät – die "IgEnio-Säule" wäscht IgE-Antikörper aus dem Blutplasma (siehe Grafik rechts). Das Prinzip funktioniert ähnlich wie eine Dialyse, der Prototyp wurde im Rahmen einer Studie erstmals eingesetzt.

Das Procedere

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"Die Patienten kommen vormittags in die Klinik, auf einem Arm wird ein venöser Zugang gelegt, das Blut durch einen Pumpe hinausgeleitet und getrennt – in Zellen und Plasma. Das Plasma geht durch die Säule, wo die IgE-Antikörper hängenbleiben. Über einen Zugang im anderen Arm werden das gereinigte Plasma und die Zellen wieder zurückgeführt", erläutert Lupinek. Das Procedere dauert, je nach Körpergröße, drei bis vier Stunden. "Es ist uns damit gelungen, rund 80 Prozent der Antikörper aus dem Blut der Probanden herauszufiltern", sagt Univ.-Prof. Rudolf Valenta.

Zwei Patientengruppen profitieren

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Christian Lupinek FA für Pathophysiologie
Geeignet sei die Methode für zwei Patientengruppen, so Lupinek (Bild): "Menschen mit allergischem Asthma, die nicht nur gegen Pollen sensibilisiert sind, sondern auch gegen Allergene, die das ganze Jahr über auftreten, wie Hausstaubmilben oder Tierhaare. Sowie Patienten, wo man therapeutisch an der Wand steht, weil sie gegen viele Allergene sensibilisiert sind, und man mit herkömmlichen Therapien nicht mehr weiterkommt". Gute Ergebnisse brachte die Blutwäsche daher für Menschen mit schwerem allergischen Asthma, die vom Wirkstoff Omalizumab (Handelsname Xolair, er neutralisiert die IgE-Antikörper) profitieren könnten. Deren IgE-Spiegel aber so hoch ist, dass es keine passende Dosierung mehr gibt. Die Blutwäsche senkte den IgE-Antikörperspiegel so sehr, dass die Allergiker in der Folge ausschließlich mit Xolair behandelt werden konnten.

Hoffnungsträger für schwere Allergiker

Das Patent gilt als Hoffnung für jene, die viel probiert haben und bei denen herkömmliche Therapien (Cortison, Immuntherapie) nicht wirken. "In der Studie hatten wir etwa jemanden, der vor der Birkensaison immer das Land verlassen musste. Die Blutwäsche hat geholfen", erzählt Lupinek. Eine Patientin mit schwerer Milchallergie berichtete, dass sie in den Jahren nach der Behandlung keine Asthmamedikamente brauchte und wieder Sport betreiben konnte. Bei allen kam es zur deutlichen Verbesserung der Lebensqualität in der Pollensaison. Die Therapie (wird von den Kassen noch nicht bezahlt) ist für Kinder geeignet. Derzeit müssen Betroffene ein Mal wöchentlich zur Blutreinigung, weil nach einiger Zeit wieder IgE-Antikörper im Blut feststellbar waren. Folgestudien sollen nun u. a. erheben, welche Intervalle für die Therapie nötig sind.

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