Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann

Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann
Stammzellen: 2000 Menschen ließen sich 2015 neu registrieren.

Nach einem Aufruf zum Spenden ließen sich alleine bei einem Aktionstag in Wien mehr als 500 Menschen testen – darunter auch das Ehepaar Zeliha und Halil K., ihre Kinder, viele Verwandte und Freunde.

Für Ilayda passten ihre Gewebemerkmale nicht – sie hat aber mittlerweile einen Knochenmarkspender gefunden. Doch vor rund zwei Monaten bekam Zeliha K. einen Anruf aus dem Wiener AKH: Sie wäre als Spenderin für einen erwachsenen Patienten in den USA geeignet.

Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann
"Damals war für mich sofort klar: Ich hatte mich zwar ursprünglich für ein kleines Mädchen gemeldet – aber natürlich wollte ich auch einem erwachsenen Patienten helfen", sagt Zeliha, "egal, aus welchem Land er kommt".

"Ein schönes Gefühl"

Ihr Mann Halil K. hat seine Frau sofort unterstützt, ebenso ihre vier Kinder: "Es ist ein schönes Gefühl, in einer Zeit wie dieser jemandem das Leben zu retten. Und wenn man als Patient erfährt, dass es einen passenden Spender gibt, dann ist das so, als würde man in einer Wüste eine Blume finden", sagt Halil.

Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann
Seine Frau Zeliha hat im Wiener AKH in rund sechs Stunden 500 Millionen Stammzellen für den ihr unbekannten Amerikaner gespendet.

In den Tagen davor musste sie ein Medikament nehmen, das die Vermehrung der Stammzellen im Blut anregt: "Das kann zu grippeähnlichen Symptomen führen – Gliederschmerzen, ,Abgeschlagenheit – führen, ist aber nach der Spende sofort vorbei", betont Univ.- Prof. Agathe Rosenmayr, Leiterin der Stammzellspender-Datei "pro leukämie" der MedUni Wien / AKH Wien.

Gemeisame Entscheidung über Anonymität

Stimmen Spender, Empfänger, ihre Ärzte und die durchführende Organisation zu, kann die Anonymität nach drei bis fünf Jahren aufgehoben werden.

Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann
"2015 haben sich rund 2000 Menschen zwischen 18 und 45 Jahren (Altersobergrenze, Anm.) so wie das Ehepaar K. neu als potenzielle Stammzellspender registrieren lassen", sagt Rosenmayr. 14 Gewebemerkmale werden bestimmt und in einer weltweiten Datenbank gespeichert, eine solche Typisierung kostet 50 Euro.

Nur zehn Prozent der Kosten sind aus öffentlichen Geldern gedeckt, der Großteil der Mittel für Laboranalysen von Blutproben oder Schleimhautabstrichen wird mit Spenden finanziert.

Private Spenden decken Kosten

"Im Vorjahr mussten wir dafür rund 80.000 Euro aufbringen – zu unserem Glück haben einen großen Teil die österreichischen Lions Club aus dem District Ost übernommen." Österreich verfügt derzeit über etwa 66.000 potenzielle Stammzellenspender: "Dank der Unterstützung der Lions ist die Tendenz steigend."

Wie man in sechs Stunden ein Leben retten kann
Zum Einsatz kommt die Stammzellspende für Patienten mit Krebserkrankungen des blutbildenden Systems – vorwiegend akute Leukämien, aber z.B. auch Lymphome oder Myelome. Für vier von fünf Patienten wird unter den weltweit registrierten Stammzellspendern ein passender gefunden.

Rosenmayr: "Die Transplantation ist heute besonders bei der Leukämie zu einer Routinebehandlung geworden. Vielen Patienten wird dadurch das Leben gerettet."

Information

Stammzellspende-Kontonummer:

IBAN AT522011140410109600

Wer sich selbst registrieren lassen möchte als möglicher Spender: viennadonors@meduniwien.ac.at

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