Gute Qualität der Spitäler, aber einige Ausreißer

Gute Qualität der Spitäler, aber einige Ausreißer
Erstmals wurden Qualitätsdaten aller heimischen Krankenanstalten umfassend analysiert.

Die Qualität heimischer Spitäler unterscheidet sich – im Bundesdurchschnitt – kaum von jener in Deutschland und der Schweiz. Allerdings gibt es einzelne „Ausreißer“. Das zeigt jetzt der erste Bericht zur Ergebnisqualität ((A-IQI-Bericht), für den 191 Qualitätsindikatoren (z. B. Sterblichkeit, Dauer der Spitalsaufenthalte, Infektionsraten, etc.) aller österreichischen Spitäler ausgewertet wurden. „Insgesamt sind die Ergebnisse sehr erfreulich, es gibt aber punktuell auch Verbesserungspotenzial“, so Projektleiterin Silvia Türk vom Gesundheitsministerium.

Detaillierte Analysen liegen für die Behandlung von Herzinfarkten, Lungenentzündungen und Schenkelhalsbrüchen vor. Bei drei Spitälern gab es bei der Herzinfarktbehandlung statistisch auffällige Werte. Daraufhin besprachen externe Experten mit den betroffenen Medizinern die Daten. „Teilweise wurden Leitlinien nicht ausreichend beachtet oder gab es Kommunikationsdefizite zwischen den Abteilungen“, so Türk: „Die Expertenbesuche wurden aber positiv aufgenommen. Viele Primarii sagten, dass sich mit der Zeit eine Betriebsblindheit einstelle und ein derartiges Verfahren helfe, Abläufe umzustellen.“ Nach jedem Expertenbesuch wurde ein Maßnahmenkatalog vereinbart, im Sommer 2014 wird die Umsetzung überprüft. Es habe keinen einzigen Arzt gegeben, der die Zusammenarbeit verweigert hätte.

Zu viele Blutverdünner

Eine weitere Auffälligkeit: Nach Schenkelhalsbrüchen sollten Patienten nicht länger als zwei Tage im Spital liegen, ehe sie operiert werden. 2010 war dies aber bei mehr als 17 Prozent der Patienten sehr wohl der Fall. Viele Patienten nehmen offenbar zu viele Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung (Blutverdünner): Etwa durch Mehrfachverschreibungen, weil ein Arzt nichts von der Verschreibung eines anderen weiß. „Hier wollen wir jetzt mit den Anästhesisten eine Leitlinie herausbringen, welche Möglichkeiten ein Spital in solchen Fällen hat und wie bereits im Vorfeld solche Mehrfachverschreibungen vermieden werden können.“

Derzeit werden die Schlaganfalldaten begutachtet. Hier waren 20 von 155 Krankenanstalten „statistisch auffällig“. Dies bedeute aber noch nicht, dass „Defizite in der Qualität der Behandlung vorliegen“, heißt es in dem Bericht. Dies könne erst durch weitere Analyseschritte festgestellt werden.

Insgesamt wurden im Rahmen des Gesamtprojekts bereits 30 Spitäler aufgesucht.

„Grundsätzlich sehe ich den Bericht positiv. Erstmals ist der dichte Schleier an Intransparenz bei den Qualitätsdaten ein wenig gelüftet worden“, sagt Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte. „Und es wird auffälligen Daten nachgegangen – das ist ein großer Fortschritt.“ Trotzdem könne der Bericht nur ein erster Schritt sein: „Denn für einen Patienten, der eine konkrete Operation vor sich hat, sind die Daten nicht aussagekräftig genug. Der will die Ergebnisse von zwei verschiedenen Abteilungen vergleichen. Dazu müssen die Daten auch patientengerecht aufbereitet werden.“ Dafür gebe es in Deutschland schon Vorzeigeprojekte, Im Gesundheitsministerium heißt es dazu, dass diese Transparenz auf Spitalsebene ein Ziel sei: Noch seien die Daten für eine Veröffentlichung aber nicht ausreichend vergleichbar.

Gute Qualität der Spitäler, aber einige Ausreißer

Zahl der Eingriffe, der Komplikationen, Anteil der Aufenthalte auf Intensivstationen: Solche von den Spitälern erhobene Daten werden vom Gesundheitsministerium und den Landesgesundheitsfonds analysiert. Bei Auffälligkeiten werden die Abteilungen um eine Stellungnahme gebeten. Vierter Schritt ist das „Peer Review Verfahren“ („nochmalige Durchsicht durch eine/n Ebenbürtige/n“). Externe Primarärzte analysieren Krankengeschichten, mit den Abteilungen werden Verbesserungsvorschläge diskutiert.

Für Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ist der Bericht „ein wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Patientensicherheit. Wir wollen die Abläufe im Spital konsequenter und verständlicher machen, Wartezeiten verkürzen und Qualität sowie Ergebnisse der Behandlung verbessern“. Ähnlich der Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP): „Von besonderer Bedeutung ist für mich, dass im Rahmen der Peer Reviews in kollegialer Weise ein intensiver Wissens- und Erfahrungsaustausch stattfindet.“

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