Mit der Kraft der Sonne
Heute ist der längste Tag des Jahres: Um 4.54 Uhr wird die Sonne in Wien aufgehen, um 20.59 Uhr ist sie dann vom Horizont verschwunden. Ihr Licht und ihre Wärme wirken sich nicht nur positiv auf unsere Psyche aus – die Sonne liefert auch mehr Energie, als die Menschen benötigen. Das tut sie zwar schon seit Milliarden von Jahren. Doch erst so nach und nach scheint der Mensch zu entdecken, wie man die Solarenergie für fast alle Lebensbereiche nutzen kann.
So wie der Schweizer Pionier Betrand Piccard, der mit seinem sonnenbetriebenen Solarflugzeug gerade dabei ist, erstmals den Weltball auf diese Weise zu umrunden (siehe unten). Auch in anderen Bereichen wird auf die Kraft der Sonne gesetzt. So sind international einige Solarkraftwerke in Bau, in Marokko entsteht das größte der Welt.
Natürlich wissen auch Häuslbauer längst, dass sie auf die Dauer viel Geld sparen, wenn sie sich eine Solaranlage aufs Dach bauen. Wobei Solaranlage nicht gleich Solaranlage ist. Darauf weist Cornelia Daniel hin, Vorstand von Austria Solar und Inhaberin der Firma Dachgold, die Unternehmen in Sachen eigener Solaranlagen berät.
Warmwasser
"Die meisten verbinden mit Sonnenenergie Fotovoltaikanlagen, die Strom produzieren. Daneben gibt es die Solarthermie, die Flüssigkeiten erhitzt. Wer eine solche Anlage hat, der kann damit nicht nur das Wasser für die Dusche erhitzen, sondern auch heizen", sagt Daniel. Dass das funktioniert, weiß jeder, der schon einmal einen Gartenschlauch längere Zeit in der Sonne liegen hatte.
Solarthermie wird übrigens in vielen Sonnenkraftwerken genutzt, so etwa im ersten Teil des marokkanischen Mega-Projekts, das bereits in Betrieb ist. Dabei wird Öl mittels Parabolspiegeln auf 400 Grad Celsius erhitzt.
Diese Wärme wird genutzt, um eine Dampfturbine zu betreiben. In einem zweiten Schritt soll dann ein Solarturm und in einem dritten eine Fotovoltaikanlage errichtet werden – hier werden also unterschiedliche Technologien genutzt. Ein Problem sind die Netze, die nicht auf erneuerbare Energien ausgerichtet sind, weil die Erzeugung unstet ist. Auch an der Kapazität hapert es.
Megaspeicher
Natürlich geht es auch um die Speicher – und da tut sich eine ganze Menge. So ist z.B. das Forschungsinstitut AEE Intec in Gleisdorf dabei, einen Langzeitspeicher zu entwickeln. Erste Erfolge haben sie mit Zeolith, einem Granulatspeicher, bei dem das Granulat getrocknet und so die Energie gespeichert wird. Und noch einen Weltrekord wollen die Steirer aufstellen: Bei Graz soll die größte solarthermische Anlage entstehen, mit der ein Fünftel der Grazer via Fernwärme versorgt werden könnte. Das Prinzip: Im Sommer werden auf einer Fläche, die so groß ist wie der Vatikanstaat bis zu 1,8 Mio. Wasser erhitzt. Dieser Teich wird mit Folie abgedeckt, isoliert und im Winter wird die Energie für die Fernwärme genutzt.
Insgesamt steht Österreich in Sachen Solarenergie also nicht so schlecht da, besonders wegen der Solarthermie: Die Österreicher haben 5,165 Mio. Kollektoren mit einer Gesamtwärmeleistung von 3616 Megawatt installiert. Anders ist es bei Fotovoltaikanlagen: Nur 1,6 Prozent des Strombedarfs wird mit Solarstrom gedeckt – immerhin 937 Megawatt. Das Ziel von einem Gigawatt kann somit heuer noch erreicht werden, hofft man beim Bundesverband Fotovoltaik.
Ein Mal um die Welt mit einem solarbetriebenen Flieger
Es wird sein längster Etappenflug – von New York nach Sevilla: der Schweizer Pilot Betrand Piccard startete gestern mit seinem sonnenbetriebenen Leichtflugzeug „Solar Impulse 2“ seinen 90-stündigen Flug über den Atlantik. „Hier bin ich, vier Tage lang allein über dem Atlantik, ohne einen Tropfen Benzin “, erklärte der 58-Jährige. Mit der „Solar Impulse 2“ werben er und ein Schweizer Kollege für die Nutzung von Sonnenenergie. Die beiden wechseln sich bei den Etappen ab. Gestartet sind sie am 9. März 2015 in Abu Dhabi.
Bei Nachtflügen wird die in Batterien gespeicherte Energie genutzt. Die normale Fluggeschwindigkeit liegt bei 48 Stundenkilometern. Bei starkem Sonnenschein kann „Solar Impuls 2“ sogar doppelt so schnell fliegen.
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