Sonnenbrand: Entzündungsmechanismus entdeckt

Sonnenbrand: Entzündungsmechanismus entdeckt
Ein kleines Molekül in der Hornhaut löst Sonnenbrände aus, besagt eine Studie. Das gibt Hoffnung für neue Therapien.

Langes Bräunen in der Sonne kann die menschliche Erbsubstanz DNA schädigen und damit langfristig Hautschäden bis hin zu Krebs auslösen – das ist schon seit Längerem bekannt. US-Forscher haben nun jedoch im Mäuseversuch einen weiteren Entstehungsmechanismus von Sonnenbränden entdeckt. Demzufolge schädigen UV-Strahlen des Sonnenlichts auch kleine RNA-Moleküle in der Hornhautschicht der Haut. RNA (Ribonukleinsäure) ist eng mit der DNA verknüpft.

Durch das veränderte RNA-Molekül wird eine ganze Kaskade von Reaktionen ausgelöst. Sie führt letztendlich zur Entzündung der Haut – dem bekannten Sonnenbrand. "Das ist ein ganz neuer Ansatzpunkt, um die Wirkung der ultravioletten Strahlung zu verstehen und Schäden zu verhindern", zitiert Spiegel onlineStudienautor Jamie Bernard, University of California.

Heimische Hautexperten sehen das ähnlich. "Das ist eine hervorragende Arbeit und eine neue Sichtweise. Die Studie erklärt uns, warum es bei UV-Bestrahlung überhaupt zu Entzündungsreaktionen kommt", kommentiert Univ.-Prof. Hubert Pehamberger von der MedUni Wien die Ergebnisse. "Bisher ging man davon aus, dass diese sogenannten Keratinozyten dem mechanischen Schutz der Haut dienen. Sie sind aber genauso an deren Immunfunktionen beteiligt und produzieren ebenso Zytokine." Zytokine sind körpereigene Proteine, die u. a. Entzündungsreaktionen fördern.

Die im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte Studie zeigte, dass die veränderten RNA-Moleküle Substanzen und damit Reaktionen aktivieren, die nicht nur Entzündungen, sondern auch Tumore fördern können. Bisher sah man Schäden an der DNA, nicht aber an der RNA, als Hauptursache für Melanome.

Zukunftspotenzial

Diesen Aspekt findet Pehamberger besonders spannend. "Die Studie zeigte die Stimulation der Entzündungsfaktoren." Die Sonnenbrandsymptome traten nämlich auch bei Mäusen auf, denen geschädigte RNA-Moleküle injiziert worden waren, ohne sie mit UV-Licht zu bestrahlen. Das veränderte die Hautzellen so, dass sie an anderen Stellen als vorgesehen andockten. Pehamberger: "Das eröffnet ein großes Behandlungspotenzial für die Zukunft."

An bisherigen Empfehlungen zum Sonnenbaden ändert die neue Studie nichts. "Sie lassen aber vermuten, dass es Substanzen gibt, die die Produktion dieser Zytokine hemmen. So könnte man die Symptome von Sonnenbrand unterdrücken."

Maßvoller Umgang mit Sonne

Die UV-Strahlung im Sonnenlicht ist auch für die Produktion von Vitamin D verantwortlich, das der Körper nicht selbst produzieren kann und zu 90 Prozent aus Sonnenlicht aufgenommen wird. Während Dermatologen vor einer Zunahme von Hautkrebs warnen, beklagen Ernährungsmediziner, dass Mitteleuropäer zu wenig "Sonnenscheinvitamin" aufnehmen. Es ist an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und schützt vor Osteoporose.

Exzessive Sonnenbestrahlung ist zur Deckung des Vitamin-D-Bedarfs aber nicht nötig. Es reicht, Hände, Arme und Gesicht drei Mal pro Woche je nach Hauttyp fünf bis 25 Minuten der Sonne auszusetzen.

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