Dem Schwarzen Tod auf der Spur

Forscher sequenzieren Pestbakterien-Genome von alten Begräbnisstätten. Die Justinianische Seuche wütete auch in Britannien.

Ab 541 wütete die Pest über 200 Jahre lang in Nordafrika, Vorderasien und Europa und trug zum Ende des Römischen Reiches und der Antike bei. Diese "Justinianische Pest-Pandemie" wurde von unterschiedlichen, aber nahe verwandten Pestbakterien-Stämmen verursacht, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "Pnas". Die Erreger kamen damals bis nach Britannien.

Genom entschlüsselt

Die Forscher um Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena sequenzierten das Erbgut von Pestbakterien - Yersinia pestis - aus menschlichen Überresten dieser Zeit. Es handelt sich dabei wohl um Pestopfer der "Justinianischen Pest-Pandemie", die in frühmittelalterlichen Begräbnisstätten in Deutschland, Frankreich, Spanien und auf den britischen Inseln gefunden wurden. An der Studie war auch Peter Stadler vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien beteiligt.

Bis auf die britische Insel

Die Wissenschafter fanden mehrere verschiedene Pestbakterien-Stämme, die aber allesamt miteinander verschwägert waren. Außerdem konnten die Forscher erstmals belegen, dass die "Justinianische Pest-Pandemie" auch Britannien erreicht hat. Dies konnte man bisher anhand von uneindeutigen Quellen nur vermuten.

Seuche beeinflusst die Geschichte

Die Seuche brach zur Regierungszeit des oströmischen Kaisers Justinian (527-565) aus und erregte im Jahr 541 in Ägypten erstmals die Aufmerksamkeit der Geschichtsschreiber. 542 kam die Pestilenz nach Konstantinopel und breitete sich dann rasch im gesamten spätantiken Mittelmeerraum aus. Laut Historikern hat sie wahrscheinlich indirekt verhindert, dass Justinian die weströmischen Gebiete wiedergewinnen konnte und somit das Ende der Antike beschleunigt.

Schwarzer Tod mit veränderten Bakterien

Gegen Ende ihrer Schreckensherrschaft ging den Pestbakterien ein Teil ihrer Gefährlichkeit verloren, berichten die Forscher. Bei den "jüngsten" Proben fehlten zwei Gene, die den Mikroben im Kampf gegen die Riesenfresszellen (Makrophagen) des Immunsystems helfen. Dies konnten sie auch bei Pestbakterien aus der zweiten Pandemie beobachten, die Europa vom 14. bis zum 18. Jahrhundert heimsuchte und als "Schwarzer Tod" bekannt ist.

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