Hilfe, wenn’s im Bett nicht klappt

Hilfe, wenn’s im Bett nicht klappt
Ärzte sollen künftig mehr auf Probleme im Liebesleben eingehen.

Zumindest jeder Dritte hat im Laufe seines Lebens Probleme mit seinem Sexualleben – Frauen oft mit dem Eintritt in die Menopause, Männer haben mit einem vorzeitigen Samenerguss oder mit Erektionsstörungen zu kämpfen. Ursachen dafür können Diabetes, Bluthochdruck, Hormonstörungen und Krebserkrankungen sein. Viele sprechen einfach nicht darüber oder wissen nicht, an wen sie sich mit ihrem Problem wenden können.

Kommendes Wochenende hält die neu gegründete Gesellschaft für Sexualmedizin und sexuelle Gesundheit ihren ersten Kongress ab (siehe Infos unten). Für Univ.-Prof. Rainer Lehner, eines der Gründungsmitglieder, ist eines der Hauptziele, Hausärzte zum Ansprechpartner zu machen. "Die sexuelle Zufriedenheit sollte genauso angesprochen werden wie das Schlaf- und Ernährungsverhalten."

Offen reden

Dazu sei es wichtig, die Sprache des Patienten zu sprechen. "In Bezug auf Sexualität hat jeder einen eigenen Wortschatz. Als Arzt muss man damit umgehen können und die Nähe des Patienten aushalten." Mit einem empathischen Arzt würden Patienten auch offen über Dinge sprechen, die sie bedrücken.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Univ.-Prof. Christian Dadak und Univ.-Prof. Michaela Bayerle-Eder will die Gesellschaft die Sexualmedizin von Anfang an in die Ausbildung von Ärzten integrieren. "Gerade in der Medizin führt die Sexualität ein Schattendasein", kritisiert Bayerle-Eder, die an der MedUni Wien am Aufbau eines Zentrums für sexualmedizinische Forschung mitwirkt.

"Auch das Pflegepersonal hat großes Informationsbedürfnis und will Fragen von Patienten beantworten können." Dadak ergänzt: "In unserer heutigen Gesellschaft ist alles sexualisiert, aber keiner redet richtig darüber. Sogar Paare sprechen nicht über gemeinsame Probleme im Bett."

Einfache Lösungen

Dabei seien viele sexuelle Störungen leicht zu lösen. "80 Prozent der Probleme sind mit Hausverstand zu beheben", sagt Lehner. So kann ein schlecht eingestellter Blutzucker oder Blutdruck sexuelle Funktionen beeinträchtigen. Solche Probleme lassen sich meist genauso einfach regulieren wie Hormonstörungen.

Bayerle-Eder: "Bei Frauen gehören Depressionen zu den Hauptgründen für sexuelle Probleme. Fast jede Dritte Frau über 40 bekommt Antidepressiva vom Hausarzt, doch gerade die töten den Sexualtrieb. Eine sexuelle Störung kann Depressionen auslösen und umgekehrt." Es sei wichtig, den Ursachen für die Probleme auf den Grund zu gehen.

Gesundheits-Vorteil

Häufig sind gar keine Medikamente notwendig. Untersuchungen haben gezeigt, dass sogar schon das Führen eines Tagebuchs und Gespräche darüber mit dem Partner das Sexualleben verbessern können.

Voraussetzung und beste Unterstützung für ein funktionierendes, erfülltes Sex-Leben sind eine gesunde Ernährung, Sport, ausreichend Schlaf und wenig Stress. Die positiven Effekte wirken sich nicht nur auf das Wohlbefinden und die Paarbeziehung aus. Sexuell aktive Menschen sind insgesamt gesünder und leben länger.

Sexualmedizin-Kongress

Die Veranstaltung ist für Fachpublikum und findet kommendes Wochenende Samstag und Sonntag im Jugendstilhörsaal der MedUni Wien statt. Infos und Anmeldung unter www.sexualmedizin.or.at
Am Samstag, 6. Dez., hält um 17.45 Uhr der Erfinder der Anti-Baby-Pille, Carl Djerassi, einen öffentlich zugänglichen Vortrag zum Thema: „Die nächsten 50 Jahre: Ende der Kontrazeption?“

Sexualmedizin-Hotline

Seit Ende Oktober gibt es die erste sexualmedizinische Hotline. Unter der Nummer 0900 88 80 80 (Kosten: 1,80 € pro Minute) werden Patienten mit Sexualstörungen von sexualmedizinisch geschulten Ärzten beraten. Nähere Infos unter www.sexmed.at – hier werden auch die wichtigsten Fragen rund um sexuelle Störungen und Therapien beantwortet.

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