Kabarettist nimmt Lehrer und Schüler auf die Schaufel

Morgens im Klassenzimmer, abends auf der Kabarettbühne
Andreas Ferner, Schulkabarettist und HAK-Professor, sagt, warum Lehrer oft zu Unrecht geprügelt werden.

Lehrersein ist ein Traum, bis man ihn selber lebt. Mit Sätzen wie diesem bringt Andreas Ferner sein Publikum zum Lachen. Im Hauptberuf ist er HAK-Professor, im Nebenjob macht er Kabarett – auch über das Thema Schule.

Über schlechte Lehrer will er im KURIER-Gespräch nicht reden: "Das machen andere schon genug." Das ständige Madigmachen sei der Grund, warum viele Pädagogen so dünnhäutig sind. "Daran, dass sie keinen Humor haben, liegt es sicher nicht. Das sehe ich bei meinen Aufführungen. Da kriegen alle ihr Fett weg: ich selbst, die Lehrer,die Behördenvertreter, die Eltern und die Schüler."

Mit Charme und Schmäh

Er will lieber mit Charme und Schmäh gegen das schlechte Lehrerimage kämpfen. Seine Botschaft: "Lehrersein ist ein harter Job und verdient Anerkennung. Es gibt viel Neid, dabei steht es jedem frei, diesen Beruf zu ergreifen. Wenn man jemanden fragt ,Willst du den Job machen?‘, hört man nur: ,Nein Danke.‘ Aber mitreden wollen alle. Das ist wie beim Fußball, wo es acht Millionen Teamchefs gibt."

Aber bedient er nicht selbst das Klischee, dass Lehrer einen Halbtagsjob haben, wenn er morgens im Klassenzimmer und abends auf der Bühne steht? "Ich habe keine volle Lehrverpflichtung. Außerdem wirft man uns immer vor, wir hätten keine Ahnung von der Wirtschaft. Arbeiten wir aber neben der Schule, ist es auch nicht recht. Dabei braucht es Menschen wie mich, besonders in den berufsbildenden höheren Schulen. Ich kann vieles lebensnah unterrichten, weil ich die Praxis kenne: Marketing, Steuererklärung, Businessplan, sich selber verkaufen, bewerben." Ehemalige Schüler sagen mir heute, dass mein Unterricht ihnen viel gebracht hat."

Doch noch kritisch

Also alles gut in der Schule? Nein, eh nicht. Aber wenn er etwas kritisiert, dann die Reformen im Bildungssystem: "Die waren meistens nichts anderes als versteckte Sparmaßnahmen." Auch wenn ihm die Schulpolitik nicht gefällt, Bildungsminister will er nicht werden: "Da kann man nur verlieren. Ich kenne keinen Minister, der beliebt war. Außer vielleicht Helmut Zilk, aber der war ein Showman."

Wenn Reformen, dann nur in Zusammenarbeit mit den Lehrern: "Da werden Konzepte von Menschen ausgedacht, die das letzte Mal vor 30 Jahren in der Klasse standen. Es wird für uns Lehrer z. B. immer schwieriger, Kinder durchfallen zu lassen. Dennoch sind wir verpflichtet, die Kinder so weit zu bringen, das sie die Bildungsstandards erreichen. Da sind wir in der Zwickmühle."

Die Schule könne auch nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen. "Wir bringen uns ein, etwa bei der Integration. Es gibt in fast keinem EU-Land so viele Migranten wie bei uns, in Wien gibt es Klassen, wo bei 90 Prozent der Schüler zu Hause kein Deutsch gesprochen wird. Man will, dass Bildung alles löst. Doch die Leute, die den wichtigsten Job für die Gesellschaft machen, bekommen keinen Respekt und man versucht die ganze Zeit, das Jobpaket madig zu machen – etwa indem man fordert, dass Lehrer von 8 bis 16 Uhr in der Schule sein müssen. Überall anders flexibilisiert man die Arbeitszeit."

Die Ausnahme

Im Übrigen sei auch der faule Lehrer nur die Ausnahme: "Die meisten, die ich kenne, sind sehr fleißig. Was viele nicht sehen: Die Unterrichtszeit mit Vor- und Nachbereitung ist nur ein Teil der Arbeitszeit, auch Erziehungs- und Elternarbeit gehören dazu. Massiv zugenommen haben Pflichten in Administration oder Werbung für die Schule. Das liegt daran, dass Österreich mit Abstand die schlechteste Ausstattung aller OECD-Länder mit Unterstützungspersonal hat – Psychologen oder Sekretärinnen etwa. Doch die braucht es, wenn wir Aufgaben wie Integration miterfüllen sollen."

Und dann lässt der kämpferische Kabarettist doch noch eine kleine Kritik an manchen Kollegen durchklingen: "Woran man sicher noch arbeiten kann: Konsequenzen für schlechte Lehrer."

Andreas Ferner: Lehrer und Kabarettist

Der 42-Jährige studierte an der WU Wien und entdeckte dort seine Liebe zur Schauspielerei – er spielte an der WU auch Theater. 1999 begann er, als Lehrer an der HAK zu arbeiten, 2000 startete sein erstes politisches Kabarettprogramm, seit 2013 macht er „Schul-Kabarett“.

Sein neustes Programm heißt „Bildungsferner und ist soeben angelaufen. Im Aera (1, Gonzagagasse 11) spielt er am 17. und 24. Oktober, am 7. und 21. November sowie am 4. und 5. Dezember, im Orpheum (22. Steigenteschgasse 94B ) ist er am 14. November. Infos unter www.andreasferner.at

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