Schönheitsmedizin: Sorgen ohne Sorgenfalten

Schönheitsmedizin: Sorgen ohne Sorgenfalten
Permanente Füllstoffe glätten Falten zwar dauerhaft, das Risiko für Nebenwirkungen ist aber hoch, warnen Mediziner.

Da kann es unangenehme Nebenwirkungen geben – etwa Knötchen, Gewebewucherungen, Entzündungen." Hans Weiss, Autor des Bestsellers "Schönheit. Die Versprechen der Beauty-Industrie", ist bei seinen Recherchen immer wieder auf Probleme mit permanenten (nicht abbaubaren) Faltenfillern gestoßen. Filler sind injizierbare Füllmaterialien, die Falten anheben, auffüllen und glätten (im Gegensatz dazu kommt es bei Botox zu einer Hautentspannung durch Muskelerschlaffung). Britische Ärzte warnen jetzt vor permanenten Fillern etwa aus Acrylpartikeln, die Falten dauerhaft glätten: Bei manchen gebe es bei bis zu fünf Prozent der Patienten Komplikationen – durch Reaktionen auf den Fremdstoff.

"Es gibt am Markt eine Vielzahl an Produkten, welche teils sehr sicher, teils aber auch mit schweren Nebenwirkungen behaftet sind", heißt es auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie.

"Als Fachgesellschaft empfehlen wir nur die resorbierbaren (vom Körper selbst abbaubaren, Anm.) Filler wie die sehr gut verträgliche Hyaluronsäure", sagt Prim. Thomas Hintringer, Präsident der Gesellschaft: Ihre Wirkung hält sechs bis zwölf Monate an, bei richtiger Anwendung seien Hyaluronsäure-Produkte sehr sicher. Sollte es zu einer Unverträglichkeit kommen, klingt diese mit der Zeit ab – weil das Material abgebaut wird. Anders bei einem "permanent filler": Reicht bei einer Entzündung eine Behandlung mit Cortison nicht aus, muss das Füllmaterial im Extremfall operativ entfernt werden: Narben sind die Folge.

Besteht ein Patient auf derartigen Materialien, darf ihre Anwendung nur nach genauer Aufklärung über das erhöhte Risiko von Reaktionen auf den Fremdkörper erfolgen, sagt Hintringer: "Ich habe sie aber noch nie verwendet – auch dann nicht, wenn sie ein Patient wollte."

Daten

Laut Weiss sind für Medizinprodukte wie Faltenfiller keine systematischen Studien zu Wirkung und Nebenwirkungen notwendig. Die "Zertifizierung" sei lediglich eine simple Anmeldung bei einer Registrierungsstelle. Alexander Hönel von der für die Überwachung des Medizinmarktes zuständigen Behörde AGES-PharmMed widerspricht: "Es müssen im Rahmen einer klinischen Bewertung Angaben über die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil vorhanden sein." Überdies seien – wie bei Arzneimitteln – Hersteller, aber auch Ärzte verpflichtet, beobachtete Nebenwirkungen der AGES zu melden: Derzeit liegen aber zu den permanenten Füllstoffen in Österreich keine Meldungen vor.

 

Diskussion: Strengere Regeln notwendig?

Nach dem Skandal um fehlerhafte Billig-Brustimplantate aus Frankreich fordert der neue Chef der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) mit Sitz in London, Guido Rasi, eine schärfere Regulierung von Medizinprodukten. "Ich sehe die dringende Notwendigkeit, Medizinprodukte mit dem gleichen wissenschaftlichen Niveau und der gleichen Aufmerksamkeit zu regulieren wie Arzneimittel."

Medizinprodukte dürfen in der EU dann auf den Markt gebracht werden, wenn sie von einer "benannten Stelle" – etwa dem TÜV – eine CE-Kennzeichnung erhalten. Die Behörden sind anschließend für die Marktüberwachung (z. B. durch Stichproben, Schwerpunktaktionen) zuständig. "Dieses System wird nicht grundsätzlich in Frage gestellt", sagt Alexander Hönel von der AGES-PharmMed: "Allerdings fehlt z. B. noch ein zentrales Register in Europa, welche Medizinprodukte wo am Markt sind."

 

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