Schlafmediziner einig: Wir stehen zu früh auf
Frühes Aufstehen gilt als Tugend. Wer lange schläft, wird als Faulpelz abgestempelt. Ob man ein Morgenmensch ist oder nicht, ist genetisch festgelegt. Würden sich alle danach richten, würden die meisten nicht um 6 oder 7 aufstehen, sondern eher zwei Stunden später, erklärt Hans-Günter Weeß, Präsident der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, die nächste Woche in Mainz stattfindet.
Demnach ist nur jeder Sechste ein Morgenmensch, Chronotyp "Lerche" – die restliche Bevölkerung zählt zum Chronotyp "Eule", schläft nach Mitternacht ein und wird erst im Laufe des Vormittags wieder wach. Während fast alle Kinder Frühaufsteher sind, entwickeln sich die meisten im Laufe der Pubertät zu Eulen – und sind dann im Unterricht chronisch müde.
In vielen Ländern wie etwa in Großbritannien, Schweden oder Portugal fängt die Schule später an und ist dem natürlichen Rhythmus besser angepasst, betonen die Experten. Untersuchungen belegen demnach, dass die Schulleistungen am späteren Vormittag deutlich besser sind als frühmorgens. "Ein 1-2 Stunden späterer Schulbeginn in der Oberstufe könnte sich günstig auf Leistungsfähigkeit und Aufnahmebereitschaft auswirken", sagt dazu Manfred Betz vom Institut für Gesundheitsförderung und -forschung.
Kein Smartphone im Bett
Voraussetzung sei allerdings, dass sich die Schlafenszeit nicht noch weiter nach hinten verschiebt - durch die exzessive Nutzung von digitalen Medien sei das vor allem in den späten Abendstunden sehr oft der Fall.
Wichtige Ansatzpunkte für mehr Leistung und Wohlbefinden seien „flexiblere Arbeitszeiten, die die Bedürfnisse des jeweiligen Chronotyps berücksichtigen, mehr körperliche Aktivität bei Tageslicht sowie der Verzicht auf digitale Medien in den letzten 2 bis 3 Stunden vor dem Schlafen.“
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