Prostatakrebs: Neuer Test könnte unnötige Operationen vermeiden

Prostatakrebs: Neuer Test könnte unnötige Operationen vermeiden
Ein Gentest könnte langsam und schnell wachsende Tumore unterscheiden - und damit viele Eingriffe ersparen helfen.

Noch ist er nicht auf dem Markt - und die Entwicklung zur Marktreife wird auch noch einige Jahre dauern. Doch ein neuer Prostatakrebs-Test, von dem jetzt erste Daten auf einer Tagung des britischen Krebsforschungsinstitutes präsentiert wurden, könnte in Zukunft Männern viele unnötige Operationen ersparen. Denn dieser Test kann aggressive, rasch wachsende Tumorformen von harmloseren langsam wachsenden, die nur beobachtet, aber nicht gleich entfernt werden müssen, besser unterscheiden als alle bisherigen Verfahren. "Wir müssen die Zuverlässigkeit des Tests noch weiter untersuchen, aber es ist der bisher beste", sagte einer Forscher, Prof. Dan Berney von der Queen Mary Universität in London, der BBC.

Damit könnten auch viele Fälle von Inkontinenz und Impotenz - beides kann als Folge der Prostataentfernung auftreten - vermieden werden.

Mit dem neuen Test werden Gewebeproben untersucht. Er zeigt an, wie viele Gene, die in die Zellteilung involviert sind, hochaktiv sind. Sind 31 Gene hochaktiv ist das ein Indikator dafür, dass der Krebs sehr aggressiv ist.

Sollten weitere Studien die Zuverlässigkeit des Testes belegen, könnte er nach Ansicht vieler Experten die Diagnostik, aber auch die Therapie von Prostatakrebs revolutionieren.

Überdiagnosen und Übertherapien

Jeder dritte Mann über 50 Jahren ist von einer Prostatakrebs-Diagnose betroffen. Jeder Sechste erkrankt klinisch, und einer von 33 Männern stirbt daran. Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor, der bei Männern diagnostiziert wird – in Österreich stirbt durchschnittlich alle 7,3 Stunden jemand daran. Prostatakrebs kostet jährlich rund 90.000 Männer in Europa das Leben.
Das Prostatakarzinom der einzige Tumor, der nicht durch Röntgenaufnahmen diagnostiziert wird, sondern durch den PSA-Bluttest. Jeder Vierte hat irgendwann einmal einen erhöhten PSA-Wert – davon erkrankt aber tatsächlich nur ein Viertel.

Schon deshalb wird derzeit zunehmend versucht, Übertherapien wo es möglich ist zu vermeiden. Bei dem Konzept der Active Surveillance (aktive Beobachtung) werden Patienten mit einem Tumor, der als harmlos eingestuft wird, regelmäßig untersucht – erst, wenn der Tumor Zeichen eines Voranschreitens zeigt, wird er behandelt. Allerdings sind die heutigen Methoden der Einstufung der Aggressivität des Tumors nicht so exakt wie es möglicherweise dieser Test wäre.

Derzeit werden weltweit mit der Aktion "Movember" - ein Kunstwort aus MOustache (Schnurrbart) und noVEMBER - Mittel für die Prostatakrebs-, Hodenkrebs- und Depressionsforschung gesammelt. In Österreich wird mit den Mitteln ein Forschungslabor an der MedUni Innsbruck unterstützt.

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