Prostata-Krebs-Test bleibt umstritten

Prostata-Krebs-Test bleibt umstritten
Der Bluttest zur Krebs-Früherkennung könne die Todesfälle kaum reduzieren, sagt ein US-Gremium. Andere Ärzte widersprechen.

Ein großflächiger Einsatz des PSA-Tests beim Mann (ein erhöhter Wert des Eiweißes PSA im Blut kann ein Hinweis auf einen Tumor sein) führt nach zehnjähriger Beobachtungszeit zu einer "geringen bis keiner Reduktion" der Todesfälle durch Prostatakrebs. Mit dieser Aussage sorgt ein Expertengremium (U.S. Preventive Services Task Force) des US-Gesundheitsministeriums für heftige Diskussionen - nicht nur in den USA. Nach der Analyse aller verfügbaren Studien spricht sich das Gremium gegen ein routinemäßiges PSA-Screening in den USA aus.

Um einen Todesfall durch Prostatakrebs zu verhindern, müssten 1410 Menschen über neun Jahre hindurch regelmäßig zum PSA-Test und 48 behandelt werden, so das Ergebnis einer europäischen Studie. Dann könne die Krebssterblichkeit um 20 Prozent gesenkt werden. "Der Preis dafür ist aber hoch", sagt Univ.-Prof. Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin an der Donau-Uni Krems. Rund 50 Prozent der Operierten würden danach an Inkontinenz oder Impotenz leiden. Andere Studien zeigten gar keinen Rückgang der Krebssterblichkeit.

Mittwoch und Donnerstag findet in Krems ein von Gartlehner internationaler Kongress zum Thema Krebsprävention statt. Er und sein Team haben Patienteninformationsblätter zum Thema PSA-Test ausgewertet: "Kein einziges erfüllte alle Kriterien einer umfassenden Information über die Vor- und Nachteile des Tests."

Kritik

"Ich sehe trotz der US-Kritik keinen Grund, den Männern den PSA-Test auszureden", sagt Prof. Michael Stöckle zum KURIER. Der Urologe am Uni-Klinikum in Homburg/Saar, Deutschland, liest die Studienergebnisse ganz anders: "Der Wert des PSA-Tests wird unterschätzt."

So hätte sich in einer US-Studie deshalb keine Reduktion der Krebs-Todesfälle durch den PSA-Test gezeigt, weil auch in der Kontrollgruppe (ihr wurde empfohlen, sich nicht untersuchen zu lassen), viele einen PSA-Test durchgeführt hatten. "Außerdem war die Studiendauer mit sieben Jahren zu kurz, um Effekte zu sehen."

In der europäischen Studie wiederum hätten im optimalen Fall alle Männer die erste Untersuchung mit 55 und nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt zwischen 55 und 69 erhalten sollen: "Dadurch wurden ungleich mehr Tumore erst in einem unheilbaren Stadium entdeckt - wodurch der Wert der Früherkennung unterschätzt wird."

Zum Zeitpunkt der Auswertung der Studien nach zehn Jahren seien erst rund zehn Prozent der zu erwartenden tumorbedingten Todesfälle eingetreten: "Der wahre Nutzen des Screenings wird erst nach 15 oder mehr Jahren zu sehen sein." Dies zeige sich in einer schwedischen Studie: "Nach 14 Jahren gibt es dort in der Gruppe, die regelmäßig den PSA-Test durchführt, 50 Prozent weniger Todesfälle."

In guten Kliniken hätten überdies nach der Prostataentfernung 80 Prozent der Patienten keine Inkontinenz-Probleme. Gleichzeitig warnt Stöckle aber davor, mit dem PSA-Test über das Ziel hinauszuschießen: "Nicht jeder Tumor muss gleich operiert werden. In gewissen Fällen kann auch eine ,aktive Beobachtung' des Patienten und seiner PSA-Werte ausreichen."

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