Potenzpillen werden bald billiger

Im Juni läuft der Patentschutz für Viagra aus. Ein harter Preiskampf der Pharmakonzerne steht bevor.

Ein Patent verhindert für einen bestimmten Zeitraum die Nachahmung und Nutzung einer geschützten Erfindung. Normalerweise ist das nicht sehr spannend. Geht es um Potenzpillen, wird die Sache aber gleich interessanter. Konkret läuft der Patentschutz für Viagra, den bisher der US-Pharmakonzern Pfizer hielt, am 22. Juni aus. Die Folge wird ein harter Preiskampf sein. Ab Sommer werden sich deutlich mehr Menschen Potenz-Pillen leisten können.

Preiswerte Generika

Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge will Pfizer bereits Anfang Juni ein Nachahmer-Medikament auf den Markt bringen, welches deutlich preiswerter ist als das Original. Laut Zeitung wollen zudem viele Konkurrenten nach Ablauf des Patentschutzes mit Viagra-Generika auf den Markt kommen. Pfizer machte 2012 nach Firmenangaben mit Viagra weltweit einen Umsatz von 2 Mrd. Dollar (1,55 Mrd. Euro).

Tabuthema Erektionsstörung

Viagra bleibt aber ein verschreibungspflichtiges Medikament, der Gang zum Arzt wird Männern weiterhin nicht erspart bleiben. Erektionsstörungen sind ein Tabuthema. Viele scheuen sich, mit diesem Problem ärztliche Hilfe aufzusuchen und lassen sich dazu hinreißen, im Internet gefälschte Viagra-Pillen oder Mittel mit angeblich natürlichen Substanzen zu bestellen. Oft sind nicht getestete Stoffe enthalten, die im höchsten Maß krebserregend sind. Festgestellt wurden auch schon Kakerlakengift, Bodenreiniger oder Straßenfarbe.

Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil könnte nicht nur die Potenz steigern, sondern auch unliebsame Fettzellen umwandeln. Das fanden Forscher der Universität Bonn Im Jänner bei Versuchen mit Mäusen heraus. Die kleinen blauen Pillen könnten möglicherweise das lästige Bauchfett einfach abschmelzen lassen. Aber Vorsicht: Die Untersuchungen seien bisher ausschließlich an Mäusen erfolgt. Sildenafil sollte nicht bei Fettleibigkeit eingenommen werden. Bis möglicherweise geeignete Medikamente zur Verringerung der weißen Fettzellen für den Menschen gefunden würden, sei es noch "ein sehr weiter Weg".

Das Mittel verwandelt bei den Tieren verstärkt die weißen Fettzellen, die auch in den Problemzonen des Menschen stecken, in sogenannte braune Fettzellen. Diese verbrennen wiederum die Nahrungsenergie und setzen sie in Wärme um. Sildenafil ist ein Arzneistoff, der 1998 von Pfizer unter dem Namen Viagra zur Behandlung der erektilen Dysfunktion auf den Markt gebracht wurde.

Die Fälschung von Markenprodukten ist weltweit ein riesiges Problem. Der Schaden beläuft sich nach Schätzungen auf 125 Mrd. Dollar (96,7 Mrd. Euro) oder 2,5 Millionen gefährdete Arbeitsplätze.

Auch in Österreich haben die Zollfahnder alle Hände voll zu tun, gefälschte Produkte aus dem Verkehr zu ziehen. Am Donnerstag wurde dazu der alljährliche Produktpirateriebericht im Parlament präsentiert und es zeigt sich – dank besserer Aufklärung – ein rückläufiger Trend.

Konkret wurden im Vorjahr in Österreich 2344 Sendungen mit gefälschten Produkten abgefangen und dabei 182.046 Artikel aus dem Verkehr gezogen. Die Waren hätten – als Originale – 4,2 Mio. Euro gekostet. 2011 waren 3201 Sendungen mit knapp 98.000 Artikeln den Zollfahndern ins Netz gegangen, der Wert war noch bei 5,3 Mio. Euro gelegen.

Bittere Pillen

Ein besonderes Problem stellen dabei weiterhin die Medikamentenfälschungen dar. Der heimische Zoll gilt hier in der EU als besonders erfolgreich im Aufgriff der illegalen Produkte. Vielfach helfen hier die von Fälschungen betroffenen Firmen und machen auf Problemsendungen und wie man solche erkennt, aufmerksam.

Im Gegensatz zu Briefen darf die Behörde Pakete aufmachen und kontrollieren. Experten sehen recht schnell, ob sie es mit dem Original oder einer Fälschung zu tun haben. Nach China kommen die meisten Fälschungen übrigens aus Indien – praktisch zur Gänze sind das vermeintliche Medikamente.

Wenn der Zoll gefälschte Produkte findet, informiert er den Empfänger und die Firma, deren Waren betroffen sind. Wenn beide zustimmen, dann wird die Sendung vernichtet, erläuterte Gerhard Marosi, Experte für Produktpiraterie im Finanzministerium. Zu 95 Prozent gibt es dieses Einverständnis. Der Empfänger wird in der Regel nicht bestraft – außer dass er das Produkt nicht erhält und den Kaufpreis abschreiben kann.

Kommentare