Wiener Augenärztin hilft in Äthiopien

Anelia Hochwarter bei ihrem Einsatz in Äthiopien mit einem operierten Kind (im Bild rechts)
Anelia Hochwarter bildete die ersten Netzhautchirurgen des Landes aus.

Es ist keine leichte Entscheidung, wenn man eine alleinerziehende Mutter von zwei noch studierenden Töchtern ist: Ein Jahr lang nur 75 Prozent des regulären Gehalts zu beziehen, um sich ein Sabbatical-Quartal zu nehmen: "Für viele Menschen ist das unvorstellbar", sagt die Wiener Augenärztin Anelia Hochwarter vom Krankenhaus Rudolfstiftung. "Sie glauben, das geht sich finanziell nicht aus. Aber ich habe die Erfahrung gemacht: Es geht, wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt."

Wiener Augenärztin hilft in Äthiopien
Hochwarter war von Februar bis April ehrenamtlich in der öffentlichen Universitätsaugenklinik Jimma in Äthiopien im Einsatz. Diese wurde mithilfe von "Licht für die Welt" und der Medizinischen Universität Graz (Augenklinik) aufgebaut. Im November ist Hochwarter neuerlich drei Wochen in Jimma. Während bisher bei derartigen Einsätzen die Behandlung des Grauen Stars im Vordergrund stand, ist es diesmal ein anderer, neuer Schwerpunkt: Erkrankungen der Netzhaut.

Bisher nur für Reiche

"Bisher gab es in Äthiopien nur in Addis Abeba zwei private indische Netzhautchirurgen", erzählt Hochwarter. Diese kamen allerdings nur einmal im Monat für eine Woche – und das nur für begüterte Patienten. Die 120 äthiopischen Augenärzte (für 91 Millionen Einwohner, davon sind 1,45 Millionen blind) sind mit der Operation des Grauen Star mehr als ausgelastet – und konnten bisher auch gar keine Netzhautoperationen durchführen.

Wiener Augenärztin hilft in Äthiopien
Ärztin Anelia Hochwarter
"Sie sind nur für den vorderen Augenabschnitt – vor allem Grauer und Grüner Star, Hornhauttransplantationen, Verletzungen – ausgebildet, und nicht für den hinteren, also die Netzhautchirurgie. Die Ausbildungskosten dafür werden vom Staat nicht bezahlt." Doch der Bedarf steigt: "Es gilt als Zeichen von Wohlstand, wenn man sich Zucker leisten kann", erzählt Hochwarter. Das aber erhöht die Zahl der Diabetiker – und bestimmte Netzhauterkrankungen sind unter anderem eine Folge eines nicht oder schlecht behandelten Diabetes.

Ein 20-Jähriger mit einer schweren Netzhauterkrankung war mit seinem Vater fünf Tage lang 200 Kilometer unterwegs, ehe die beiden in Jimma ankamen: "Ein Auge konnten wir retten." 58 Operationen betreute Hochwarter in ihren drei Monaten in Jimma, zwei Wochenenden waren die einzige freie Zeit.

Derzeit können in Jimma erstmals äthiopische Netzhautchirurgen ausgebildet werden – dank der Trainings von Anelia Hochwarter und auch von Univ. Prof. Anton Haas und Univ. Prof. Andreas Wedrich von der Augenklinik der MedUni Graz. Gemeinsam unterstützen Licht für die Welt und MedUni Graz den Aufbau einer Abteilung für Netzhautchirurgie in Jimma. 2016 soll es die ersten fertig ausgebildeten Netzhautchirurgen geben. "Im November werde ich mir die ersten Patienten ansehen, die von den äthiopischen Kollegen bereits operiert wurden", erzählt Hochwarter.

Wiener Augenärztin hilft in Äthiopien
Bildunterschrift
Vor Kurzem waren eine Krankenschwester und ein Krankenpfleger aus Äthiopien in Österreich: Ayole Frezer und Mekdes Zemecha konnten sich an der Wiener Rudolfstiftung ein Monat lang weiterbilden – und etwa bei Netzhautoperationen dabei sein. "In Jimma machen wir die Erstdiagnose und assistieren dann bei den Operationen." Aber auch Augenärzte wurden schon in Wien und Graz geschult.

Patienten spenden

Wenn ihre Patientinnen und Patienten in ihrer Ordination in Wien Anelia Hochwarter fragen, "Frau Doktor, wie kann ich Ihnen eine Freude machen?", drückt sie ihnen einen Erlagschein von "Licht für die Welt" in die Hand. "Wenn meine Patienten dann etwas einzahlen, machen sie mir damit die größte Freude." Mehr als 6000 Euro Spendengelder hat sie so bereits für die Klinik in Jimma erhalten. Und für alle, die auf dem Weg zur Selbstfindung sind, hat Hochwarter einen Tipp parat: "Ich kann Ihnen nur raten, auch etwas Karitatives zu tun, anderen zu helfen. Alles, was Sie da geben, bekommen Sie doppelt zurück."

Licht für die Welt

Die international tätige Fachorganisation setzt sich in 158 Hilfsprojekten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa für die Prävention und Heilung von Blindheit und die Rehabilitation von blinden und anders behinderten Menschen ein.

Mehr Infos hier.

Spendenkonto: IBAN AT92 2011 1000 0256 6001

Verein Wiedersehen

Univ.-Prof. Anton Haas und einige Kollegen der Augenklinik der MedUni Graz (darunter Vorstand Univ.-Prof. Andreas Wedrich) haben eine eigene „Initiative gegen Blindheit“ gegründet (siehe unten), die ebenfalls in mehreren Ländern aktiv ist.

Mehr Infos hier.

Spendenkonto: IBAN AT 69 2081 5010 0000 0800

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