Pneumokokken: Unterschätzte Erreger

Pneumokokken: Unterschätzte Erreger
Pneumokokken können für Kinder und Ältere rasch lebensgefährlich werden.

Mit der kalten Jahreszeit steigt das Risiko einer Infektion mit den über Husten oder Niesen übertragenen Pneumokokken. Diese Bakterien sind bei jedem zweiten Menschen meist harmlose Bewohner des Nasen-Rachen-Raumes, können aber vor allem bei Kindern, bei älteren Menschen sowie Personen mit chronischen Erkrankungen und unterdrücktem Immunsystem zu schweren und mitunter tödlichen Krankheitsverläufen führen. "Bei Entzündungen, beispielsweise einem Schnupfen, können sich die Pneumokokken stärker an die Schleimhaut binden. In der Folge kann es zu Entzündungen des Mittelohrs, der Gehirnhaut oder der Lunge sowie zu einer Blutvergiftung kommen", sagte Oskar Janata, Infektiologe am SMZ Ost Wien bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Dauerhafte Schäden

Von den rund 10.000 Menschen, die in Österreich jährlich an einer Lungenentzündung erkranken, ist etwa ein Drittel auf Pneumokokken zurückzuführen. Insgesamt wurden im Jahr 2013 315 Pneumokokken-Infektionen in Österreich gemeldet. Mehr als die Hälfte der Betroffenen ist älter als 65 Jahre – besonders in dieser Altersgruppe kann die Infektion problematische Folgen von dauerhaften Schäden der Lunge bis hin zu tödlichen Herzkreislaufkomplikationen haben. Anders als bei Kindern zeigen Erkrankte im höheren Alter öfter untypische Verläufe, z.B. kommt es seltener zu Fieber, sodass die Infektion oft nicht gleich erkannt wird. "In den ersten drei bis vier Tagen der Pneumokokken-Infektion breiten sich die Bakterien rasch im Körper aus. Wirksame Antibiotika gibt es in Österreich zwar, allerdings sollte aufgrund des intensiven Krankheitsverlaufes mit der Behandlung nicht zugewartet werden", so Janata. Laut WHO sind Pneumokokken-Erkrankungen zusammen mit der Influenza eine der häufigsten Todesursachen bei älteren Menschen, die durch eine Impfung vermieden werden könnten.

Seit 2013 ist eine kostenlose Schutzimpfung gegen Pneumokokken für Kinder im Impfprogramm des Gesundheitsministeriums vorgesehen. Sie erhalten drei Teilimpfungen im dritten, fünften und zwölften Lebensmonat. Für Erwachsene ab 51 Jahren besteht eine Impfempfehlung. "Mit 51 Jahren steigt das Risiko für eine Erkrankung an, das Immunsystem ist aber stark genug um durch die Impfung eine Immunabwehr aufzubauen. Im höheren Alter kann die Impfwirkung unter Umständen nicht so stark sein wie vor dem 60. Lebensjahr", erklärte Univ.-Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin der Spezialambulanz für Impfungen der MedUni Wien. Derzeit liegt die Durchimpfungsrate bei Kindern in Österreich bei 71 Prozent. Anders bei der zweiten Risikogruppe im höheren Erwachsenenalter: Lediglich jeder zehnte ist hier geimpft.

91 verschiedene Stämme von Pneumokokken sind bekannt. Die drei am Markt befindlichen Impfstoffe schützen vor bis zu 23 der häufigsten Erreger – sie sind für 90 Prozent der Erkrankungen verantwortlich. Der Impfstoff, der 13 Stämme abdeckt, ist aktuell in einer gemeinsamen Aktion von Pfizer, Ärzte- und Apothekerkammer noch bis zum 28. Februar 2015 um 72,40 statt 108 Euro erhältlich. Die empfohlene Impfung besteht aus zwei Teilen mit einem Jahr Abstand. Danach ist eine Auffrischung lebenslang nicht mehr notwendig.

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