Physik-Nobelpreis für Weltall-Forscher

Ein Australier und zwei US-Amerikaner konnten die stetige Expansion des Universums unter Beobachtung von Supernovae nachweisen.

Mich erstaunen Leute, die das Universum begreifen wollen, wo es schwierig genug ist, in Chinatown zurechtzukommen." Erklärte der bekennende Stadtneurotiker Woody Allen vor vielen Jahren. Heute würde man vielleicht sagen: Was interessiert mich das mögliche Ende des Kosmos, wenn es lange vorher Griechenland zerreißt?

Wo Sterne explodieren

Zum Glück gibt es aber auch noch eine andere Möglichkeit, mit der Erhabenheit des Alls umzugehen. Für ihre akribischen Recherchen in jenen außerirdischen Welten, die sich Normalsterbliche nur schwer vorstellen können, erhielten die drei Astronomen Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Guy Riess den Physik-Nobelpreis. Ihre Entscheidung gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt.

Konkret haben die drei Forscher den Superlativ eines Superlativs entdeckt: Dass sich das Universum ausdehnt, das wusste die Menschheit bereits seit der Entdeckung des Urknalls durch Edwin Hubble in den 1920er-Jahren. Dass es sich aber unglaublich schnell und immer schneller ausdehnt, das wurde erst dank ihrer Beobachtungen offensichtlich. Es waren explodierende Sterne, sogenannte Supernovae, die ihnen schon im Frühjahr 1998 vor Augen geführt haben, dass etwas den Kosmos immer schneller auseinandertreibt. Dieses Etwas nennt man dunkle Energie. Freilich: "Noch weiß niemand, was das ist."So kann auch der Wiener Astronom Thomas Posch kein Licht ins Dunkel bringen.
Schon Albert Einstein hatte bereits 1915 in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie eine abstoßende Vakuumenergie definiert. "Einstein selbst hat diesen Terminus später als größte Eselei seines Lebens bezeichnet", erzählt Posch.

Heute weiß man: Einstein war doch kein Esel. Ursprünglich haben die modernen Forscher angenommen: Je weiter von der Erde entfernt Sterne explodiert sind, umso schwächer bzw. dunkler müsste das Licht sein, das sie produziert haben und das heute gemessen werden kann. Ihre Messungen ergaben aber, dass das Licht der Supernovae in geringerer Entfernung schwächer war als von ihnen angenommen. "Daraus lässt sich schließen, dass sich der Kosmos schneller ausgedehnt haben muss", erklärt der Wiener Astronom Bodo Ziegler.

Wo Forscher feiern

Der frischgebackene australisch-amerikanische Physik-Nobelpreisträger Brian Schmidt hat auf die Entscheidung aus Stockholm überrascht reagiert. "Ich habe das ganz bestimmt nicht erwartet. Ich habe richtig weiche Knie. Wir versuchen, das heute erstmal zu überschlafen. Morgen wird gefeiert."

Über seine erste Reaktion nach der Entdeckung der kosmischen Raserei zusammen mit seinem Mit-Preisträger Adam Guy Riess meinte er: "Das hat uns schon ziemlich perplex gemacht, als wir das verrückte Ergebnis hatten."

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