Palmöl: Verwirrung bei Konsumenten

Ölpalmen werden auf Plantagen in Malaysia und Indonesien angebaut.
Wer ohne Palmöl leben will, muss sich mit Logo-Wirrwarr und komplexer Deklarierung plagen.

Es ist überall drinnen, aber niemand sieht es – Palmöl steckt in Kosmetika, Knabbergebäck, Reinigungsmitteln, Biodiesel, Fertigpizzen, veganen Ersatzprodukten oder Nougatcremen. Die bekannteste Marke geriet nun unter Beschuss: Nutella enthält laut EU-Lebensmittelbehörde EFSA Glycidyl-Fettsäuren, die als "potenziell krebserregend" eingestuft werden.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht spricht nichts für das billige Fett: Es ist nicht gesund und enthält reichlich gesättigte Fettsäuren. Isst man davon zu viel, erhöht man das Risiko an Dickdarm- und Brustkrebs zu erkranken, berichten die Experten von "die umweltberatung". Die Lebensmittelindustrie nutzt das Palmöl wegen seiner cremigen Konsistenz. Es ist geschmacksneutral, hitzestabil und sehr lange haltbar. Für die Herstellung des Öls, das aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird, muss jedoch Regenwald abgeholzt werden. Tiere verlieren ihren Lebensraum, Menschen ihre Nahrungsgrundlage.

Kritik, die auch immer mehr Konsumenten beschäftigt. Die Anfragen sind gestiegen, berichtet Katrin Mittl vom Verein für Konsumenteninformation (VKI), "da für viele ‚gefühlt‘ mehr Palmöl in den Produkten stecke." Allerdings ist es dort schon lange. "Leider konnte man es aber anhand der Verpackung oft nicht erkennen", sagt Mittl. Laut neuer Lebensmittel-Informationsverordnung vom 13.12.2014 müssen Erzeuger alle pflanzlichen Fette und Öle in ihren Produkten genauer beschreiben. Für Verbraucher ist dies bei Kosmetika aber eine Herausforderung: Denn in diesem Bereich deklarieren Hersteller Palmöl oft mit chemischen Fachbegriffen.

Zertifiziertes Öl

Und weil die Anzahl der palmöl-kritischen Kunden steigt, sind einige Firmen auf sogenanntes zertifiziertes Öl umgestiegen, berichtet die Expertin. "Für die Produktion dieses Palmöls gibt es Siegel, die die Einhaltung gewisser Standards garantieren sollen." Zum Beispiel die Initiative Round Table for Sustainable Palmoil, ein Zusammenschluss von Interessengruppen. Sie unterscheidet verschiedene Handelsmodelle, bei denen nachhaltiges und konventionelles Palmöl innerhalb der Lieferkette physisch getrennt oder vermischt wird.

Nicht nur das verwirrt. Zuletzt kritisierte der VKI firmeneigene Siegel auf Verpackungen, mit wenig Aussagekraft oder nur mit dem Hinweis "aus nachhaltigem Anbau". Mittl: "Für Konsumenten ist es fast unmöglich, herauszufinden, welches Palmöl genau in einem Produkt steckt." Wer sich informieren will, muss recherchieren. Oder seinen Lebensstil ändern. Ernährungsexpertin Michaela Knieli, von "die umweltberatung" sieht darin einen guten Anlass, um auf Fertigprodukte zu verzichten – die sollten ohnehin selten auf dem Speiseplan stehen.

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