Österreicher fühlen sich trotz vieler Laster gesund

Österreicher fühlen sich trotz vieler Laster gesund
Die Lebenserwartung stieg seit 1991 stark an, gleichzeitig gibt es mehr chronische Krankheiten.

Die Österreicher fühlen sich gesund – leben aber nicht so. So könnte man die Ergebnisse der aktuellen Österreichischen Gesundheitsbefragung des Gesundheitsministeriums zusammenzufassen. Wer heute 65 Jahre alt ist, kann sich noch auf elf Jahre in guter Gesundheit freuen. Damit hat sich diese Lebensphase im Vergleich zu 1991 praktisch verdoppelt. „Insgesamt beurteilen 79 Prozent der Österreicher ihren subjektiven Gesundheitszustand mit ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘“, sagt Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium.

Trotz dieses positiven Trends zeichnen die Details der nur alle acht Jahre erstellten Studie (15.771 Befragte) ein differenzierteres Bild. Ein großer Teil der Österreicher leidet etwa an chronischen Krankheiten. Die Liste der Beschwerden wird von Rückenleiden, Allergien und Bluthochdruck angeführt. Bei den Krankheitsverursachern Übergewicht und Rauchen gibt es Zuwächse. Das deckt sich übrigens mit internationalen Studien. Im Vergleich der OECD-Länder schnitt Österreich hier meist nicht so gut ab. Bei den jugendlichen Rauchern belegte Österreich im Jahr 2013 den ersten Platz.

Land der Raucher ...

In der Gesamtbevölkerung greift laut der aktuellen heimischen Studie jeder Vierte (ab 15 Jahren) zur Zigarette. Das sind 1,76 Millionen Menschen – um 134.000 mehr als noch 2006/07. Besonders auffällig: „Bei den Frauen steigt die Quote noch immer an“, betont Jeanette Klimont von der Statistik Austria. Der Anteil der Raucherinnen sei im Vergleich zur letzten Studie im Jahr 2006/’07 zwar in allen Bevölkerungsschichten gestiegen. Am stärksten jedoch bei den 45- bis 59-Jährigen – nämlich um sechs Prozent.

Beim Übergewicht liegen hingegen die Männer vorne. Bei ihnen nimmt Fettleibigkeit zu, 16 Prozent sind betroffen (Frauen: 13 Prozent). Die 60- bis 74-Jährigen machen dabei die größte Gruppe aus. Unter ihnen haben 22 Prozent Adipositas und 47 Prozent Übergewicht. Den absolut größten Anstieg bei Adipositas gibt es mit fünf Prozent bei jungen Männern von 15 bis 29 Jahren.

... und der Trinker

Beim Alkoholkonsum ist die Schere zwischen Männern und Frauen weiter auseinander gegangen. „Der Anteil jener, die mehrmals pro Woche Alkohol tranken, war unter den Männern mit 42 Prozent doppelt so hoch wie bei den Frauen“, sagt Statistikerin Klimont. Etwa zehn Prozent der Männer konsumieren täglich Alkohol (Frauen: 3 Prozent). International trinken übrigens nur noch die Litauer mehr als wir.

Frauen essen gesünder

Pamela Rendi-Wagner hebt allerdings auch die positiven Erkenntnisse hervor. „Die absolute Lebenserwartung steigt kontinuierlich an.“ Die Studie zeigt ebenso die Unterschiede der Geschlechter im Gesundheitsverhalten auf. „Frauen ernähren sich etwa gesünder. Zwei von drei Österreicherinnen essen täglich Obst, mehr als die Hälfte täglich Gemüse.“ Männer greifen da mit 45 und 40 Prozent deutlich weniger zu. Die WHO-Empfehlungen von fünf Portionen täglich erreichen dennoch nur zehn Prozent der Frauen und drei Prozent der Männer. Immerhin: Jüngere Männer (18 bis 29 Jahre) bewegen sich trotz der allgemeinen Zunahme von Übergewicht häufiger als Frauen und Männer in allen anderen Altersgruppen.

Die Ergebnisse sollen in aktuelle und zukünftige gesundheitspolitische Maßnahmen, besonders Prävention, einfließen, betont Rendi-Wagner. „Da braucht man aber immer einen langen Atem. Der Erfolg von heute Initiiertem zeigt sich erst in einigen Jahren.“

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