Nur Kalorien zählen ist zu wenig, um satt zu werden

Me pongo las botas
Nur Askese alleine bringt nichts: Wer gesünder essen will, sollte zuerst über die eigentliche Bedeutung des Essens nachdenken.

Leicht, gesund, und mehr Gemüse – das wollen viele Menschen im neuen Jahr auf ihre Speisekarte setzen. Schön, wenn dabei auch noch die Kilos purzeln. „Die meisten haben tatsächlich die besten Absichten. Aber sie denken zu wenig über die Umsetzung nach“, sagt Ernährungswissenschaftler Christian Putscher.

Meist fehlt es den Veränderungswilligen an der nötigen Basis für ihr Vorhaben: Das Wissen um biologische, psychische, emotionale und weitere, ganz individuelle Bedürfnisse in Sachen Ernährung. Sich etwa drei Wochen für die schlanke Linie mit ungeliebtem Gemüse abzuquälen, bringe vielleicht sogar eine Gewichtsreduktion – aber nur kurzfristig. „Man kann Ernährungskonzepte nicht über einen Kamm scheren. Ein untergewichtiger Jugendlicher braucht ganz etwas anderes als eine berufstätige Mutter oder ein Pensionist.“

Nahrung, die nährt

An erste Stelle stehe deshalb immer die Frage: „Wie kann ich mein persönliches Gefühl der Sattheit fördern?“ Da sorge oft schon eine kleine Portion Faktenwissen für Aha-Erlebnisse und einseitige Diäten verlieren ihren Reiz. Um satt zu sein, ist im Magen neben einem bestimmten Füllvolumen (etwa Ballaststoffe, viel Flüssigkeit) vor allem die Verweildauer des Nahrungsbreis wesentlich – die kann man mit der richtigen Auswahl erhöhen und damit das Hungergefühl verzögern. „Eiweiß maximiert diese Verweildauer besonders gut. Fleisch oder fettere Milchprodukte sind also nicht unbedingt schlecht für eine leichtere Ernährung.“

Ebenso lässt Putscher die Psyche nicht außer Acht. „Sie isst über Zunge und Augen immer direkt mit. Alles, was sie schmeckt, hat direkte Auswirkungen auf das Gehirn – über verhältnismäßig dicke Nervenverbindungen direkt zum Belohnungszentrum.“ Deshalb ist ihm bewusste Geschmacksschulung ein Anliegen. Gut und böse will der Oberösterreicher nicht gegeneinander ausspielen. „Doch Essen soll wieder den Kulturstatus bekommen, der ihm zusteht.“ Dass es Leib und Seele zusammenhält, sei nicht nur ein Sprichwort. Und: „Wenn die Menschen ihr emotionales Wissen stärker auf die Ernährung anwenden würden, würden sie vieles einfach nicht mehr essen.“

Statt einer ausgedehnten Diät legen viele lieber regelmäßige Entlastungstage ein. „Das ist wie Wellness und Erholung für die sensiblen Organe Magen und Darm“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Claudia Nichterl. Sie integriert das Wissen der „Fünf-Elemente-Ernährung“, die aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) kommt und sich nach dem Kreislauf der Natur richtet.

Bittertag

An diesem Tag isst man nur bittere Gemüse (z. B. Karfiol, Radicchio, Chicoree, Endivie) und Gewürze (z. B. Kurkuma, Liebstöckl, Rosmarin, Thymian), etwa Suppen, Gemüsegerichte oder Salate. Sie regen die Verdauungssäfte an und entlasten das Entgiftungsorgan Leber.

Erdäpfeltag

Die gelbe Knollenfrucht wirkt durch ihren hohen Kaliumgehalt entwässernd, enthält viel Vitamin C und gleicht zu viel Säure im Körper aus. Durch ihren hohen Wasseranteil und wenig Kalorien eignet sie sich gut für einen Entlastungstag (max. 1,5 kg pro Tag) Nichterl: „Durch ihre Konsistenz fällt vielen ein Erdäpfeltag leichter als nur mit Gemüse.“

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