Nordic Walking: Positiv auch bei Lungenpatienten
Rund zehn Prozent der Bevölkerung leiden an einer chronischen Verengung der Atemwege durch die Lungenkrankheit COPD. Zwei von vier dieser Patienten sind überdies übergewichtig. Atemnot und Gewicht führen oft dazu, dass das tägliche Bewgungsausmaß immer geringer wird. Eine Studie des Wiener Otto Wagner Spitals zeigte jetzt: Ein dreimonatiges Trainingsprogramm mit Nordic Walking verbesserte die Leistungsfähigkeit der Patienten deutlich. Die Studie wird Ende der Woche bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) präsentiert.
"Viele Patienten machen eine stationäre Rehabilitation, die ihnen auch sehr hilft. Aber der Effekt hält nicht an, die Patienten können danach nicht ihren Lebensstil ändern", sagt die Lungenfachärztin Marie-Kathrin Breyer, die die Nordic Walking Studie betreute. Deshalb testete sie die Machbarkeit und Auswirkungen von Nordic Walking auf Patienten mit milder und schwerer COPD. Eine Patientengruppe nahm an einem dreimonatigem Trainingsprogramm im Freien teil, die Patienten aus der Kontrollgruppe erhielten kein Trainingsprogramm.
Positiver Effekt hielt dauerhaft an
Nach den drei Monaten war die tägliche Gehzeit und insgesamt die Intensität der Bewegung in der Nordic-Walking-Gruppe deutlich besser im Vergleich zur Kontrollgruppe. Doch ganz entscheidend war zusätzlich ein weiteres Ergebnis: Diese signifikanten Verbesserungen hielten auch nach weiteren sechs und neun Monaten an. "Nach einem Jahr haben noch 70 Prozent aus der Nordic-Walking-Gruppe diesen Sport ausgeübt, bei der stationären Reha gibt es diesen Langzeiteffekt hingegen nicht.
"Das liegt sicher an der Einfachiet dieser Bewegungsform. Die ist leichter auf Dauer im Alltag umzusetzen wie ein Ergometertraining, das bei einer Reha gemacht wird", asgt Breyer. "Besonders beeindruckend war, dass sich Symptome wie Angst und Depression sowie die Lebensqualität der Nordic-Walker ebenso signifikant verbesserten - und auch diese Effekte anhielten."
Kürzere Lebenserwartung
Nach neuen Studien führt starkes Übergewicht (BMI zwischen 30 und 35 kg/m² - Übergewicht beginnt ab 25) zu einer Reduktion der Lebenserwartung um zwei bis vier Jahre, ein BMI zwischen 40 und 45 kg/m² sogar zu einer Redkution der Lebenserwartung um acht bis zehn Jahre.
Um die Fitness von Herz und Lunge zu erhalten, werden täglich zumindest 30 Minuten moderate körperliche Aktivität - etwa zügiges Gehen - empfohlen.
Auch Untergewicht gefährlich
Auch wenn 50 Prozent der COPD-Patienten an Übergewicht leiden: Ein Viertel ist von Untergewicht bedroht - unter anderem deshalb, weil die Atemnot den Appetit vermindert. Dabei kommt es über den Verlust von Fettgewebe hiniaus auch zu einem Verlust von Körpergewebe. ÖGP-Präsidentin Sylvia Hartl: "Das führt dazu, dass jemand, der untergewichtig ist, unter anderem zu wenig Muskelgewebe, abnehmende Knochendichte, verminderte Blutbildung und damit auch eine verringerte Lebenserwartung hat." Eine Abhilfe kann kalorienreiche Nahrung in kleinen Portionen schaffen: Erdnüsse, Linsen, Sojadrinks und viele andere kleine "Zwischendurch-Snacks" können helfen, die Energiebalance zu halten.
Es war ein dramatischer Fall: Vor einigen Wochen diagnostizierte Prim. Michael Studnicka, Leiter der Klinik für Pneumologie der Salzburger Landeskliniken (PMU Salzburg) bei einer 38-jährigen Nichtraucherin Lungenkrebs: "Das ist sehr ungewöhnlich." In Wien wurden Tumorzellen auf das Vorliegen spezieller Gen-Mutationen untersucht - tatsächlich fand sich eine sehr seltene, sogenannte ROS1-Mutation. Die Patientin bekam daraufhin ein zielgerichtes Medikament (Critozinib), das speziell gegen diese Mutation wirkt. "Bei der letzten Röntgenbesprechung haben uns die Radiologen gefragt, wo denn der Tumor ist - sie sehen ihn nicht mehr."
Allerdings: Wäre diese molekulare Diagnostik nicht durchgeführt worden , hätte die Patienten nie diese spezielle Behandlung bekommen. "Wir wollen uns jetzt österreichweit ansehen, wie die Diagnose- und Therapieschritte ablaufen - um zu erheben, ob die internationalen Empfehlungen umgesetzt werden." Die Daten von rund 1000 Patienten sollen in dieses "Lungenkrebs-Audit" eingeschlossen werden. Die Datenerhebung wird in den kommenden sechs Monaten stattfinden: " Auf der Basis dieser Daten werde es dann möglich sein, sowohl regionale Behandlungsunterschiede, als auch Unterschiede, die möglicherweise den Grad der Spezialisierung der einzelnen Kliniken widerspiegeln, darzustellen. "Wir wollen daraus lernen und die Effizienz der Behandlung erhöhen", so Studnicka, der in den kommenden zwei Jahren der nächste Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie sein wird.
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