Johann Heuras über die Zentralmatura und die Konsequenzen

Matura nicht bestanden - was jetzt?
Der nö.Landesschulratspräsident über die Standortprobleme, Brennpunktschulen und die Aufhebung der Sprengelpflicht.

Einige Schulen sind immer noch dabei, die Matura und ihre Folgen zu verarbeiten. Was ein schlechtes Ergebnis für die Standorte und die Schulaufsicht bedeutet, erläutert der nö. Landesschulrats-präsident Johann Heuras.

KURIER: Einige Standorte haben bei der Zentralmatura nicht gut abgeschnitten. Hand aufs Herz: Hat da die Schulaufsicht versagt?

Johann Heuras: Man muss die Lehren daraus ziehen und fragen, was die Ursachen für die Ergebnisse sind. Zum Teil liegt es an der Fragestellung, die in einzelnen Klassen nicht so gut mit dem Unterricht abgestimmt war wie andernorts. Es gibt vermutlich auch andere Ursachen, die sind zu analysieren. Das alles sind Kinderkrankheiten der Zentralmatura, die noch nicht ausgereift ist. Was mich stört, dass wir immer wieder mediale Diskussionen in Zusammenhang mit der Zentralmatura und ihren Pannen haben. Das verunsichert Schüler und Eltern. Schülerinnen und Schüler fühlen sich ein bisschen als Versuchskaninchen missbraucht, was abzulehnen ist. Man sollte das in den Griff bekommen, sodass solche Diskussionen vermieden werden.

Johann Heuras über die Zentralmatura und die Konsequenzen
Stromfresseraktion der VP amstetten

Sie weichen ein wenig aus. Was muss in der Schule geschehen?

Man muss sich die Ursachen im Detail ansehen und die Konsequenzen daraus ziehen, bis die Abstimmung von dem, was man in der Schule getan hat, und dem Test zu 100 Prozent gelingt. Daher habe ich Kontakt mit der Pädagogischen Hochschule (PH) Baden aufgenommen, um zusätzliche Fortbildungen anzubieten. Von Standort zu Standort muss man hinterfragen, was Schule und Bildungsinstitut Bifie dazu beitragen können, damit die Ergebnisse in Zukunft besser sind.

Wie kann die Schulaufsicht Lehrer und Direktoren jene Standorte unterstützen, wo die Ergebnisse unbefriedigend waren?

Die Schulaufsicht ist aufgefordert, mit diesen Standorten Kontakt aufzunehmen. In einem Team muss analysiert und überlegt werden, wie das im Sinne der Lehrer und Schüler verbessert werden kann.

Sie haben die PH erwähnt – sind Sie mit den Ausbildungen dort zufrieden? Die neue Lehrerausbildung wird ganz anders sein. Die zukünftigen Lehrer werden in einem Verbund von Pädagogischen Hochschulen und Universität ausgebildet. Besonders dort wünsche ich mir einen stärkeren Praxisbezug. Ich bin dafür, zu Beginn des Studiums den angehenden Lehrern in Form von Feedback ein Bild zu zeigen, das ihnen eine Antwort auf die Frage gibt: Ist dieser Beruf meiner, brenne ich dafür? Ich brauche Lehrer mit Motivation, die den Beruf aus Berufung machen und für die das nicht bloß ein Job ist. Deshalb bin ich für rigorosere Aufnahmebedingungen. Heutzutage stellt der Beruf enorme Herausforderungen an die Pädagogen. Wir wollen die Besten für diesen Beruf – im Sinne unserer Kinder.

Bei den Jungen wollen Sie die Besten. Bei den aktiven Lehrern müssen wir zuschauen, wie wir zurechtkommen?

Im bestehenden System haben wir überwiegend engagierte Lehrerinnen und Lehrer. Wie in jeder Firma gibt es natürlich auch weniger Geeignete. Doch in der Mehrzahl haben wir einsatzfreudige Lehrer, die z.B. unaufgeregt die Herausforderung mit den Flüchtlingen angenommen haben. Das verdient Respekt.

Die Oberstufengymnasien (ORG) haben generell schlechter abgeschnitten. Wie kann man diese unterstützen?

Nicht umsonst waren die ORG früher fünfjährig. In diesen Schulen ist die Schülergruppe inhomogener als in einer AHS-Langform, daher braucht es dort mehr Zeit, um alle ans Ziel zu bringen. Dafür sind zusätzliche Angebote nötig, um die Schülerinnen und Schüler gezielt fördern zu können.

Woher sollen die Ressourcen kommen, die Schulen stöhnen schon jetzt über Geldmangel?

Die Schulen haben derzeit die Mittel nicht, diese müssten bereit gestellt werden.

Wer sollte dafür aufkommen?Der Steuerzahler. Wir sind in einer Situation, wo man zur Kenntnis nehmen muss, dass Bildungspolitik immer mehr Aufgaben der Sozialpolitik übernehmen muss. Wenn jetzt gefordert wird, dass Schulen in sozial benachteiligten Standorten mehr Geld bekommen, so darf dieses nicht von anderen Schulen abgezogen werden. Wo Schulen mehr Ressourcen brauchen, sollten vom Sozialministerium Ressourcen eingefordert werden – für Sozialarbeiter, Psychologen etc.

Das Schulsystem ist wegen der Kleinstschulen teuer. Diese zu erhalten hat nichts mit Bildungspolitik, sondern mit Regionalpolitik zu tun. Das Geld müsste da aus einem anderen Topf kommen.

Es ist eine bildungspolitische Aufgabe, Kindern eine Heimat zu geben – das ist die Schule vor Ort. Bei den Volksschulen ist es sinnvoll, sie im Ort zu halten. Bei den Neuen Mittelschulen (NMS) können wir diskutieren, wie wir mit den Sprengeln umgehen. Da kann ich mir eine Öffnung vorstellen. Bei den NMS mit Sportschwerpunkt sind die Sprengel schon aufgehoben. Jetzt gibt es berechtigte Wünsche, das auch bei anderen Schwerpunktsetzungen zu tun. Das wäre eine Chance für die NMS, sich ein stärkeres Profil zu geben.

Das bedeutet mehr Wettbewerb zwischen den Schulen.

Dies führt zu mehr Qualität, dafür bin ich zu haben.

Was halten Sie von der Veröffentlichung von Standortdaten?

So wie die Zentralmatura abläuft, mit dieser Kompensationsprüfung, sind Daten nicht objektiv vergleichbar. Erst wenn das hundertprozentig gewährleistet ist, bin ich für Transparenz.

Aber die schriftlichen Tests sind schon vergleichbar.

Da kann ich damit leben, das zu veröffentlichen.

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