Nobelpreisträger: EU braucht "Megakatastrophe"

Nobelpreisträger: EU braucht "Megakatastrophe"
Scharf ins Gericht mit den Politikern geht der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman.

Offenbar brauche es – so Krugman in der New York Times– eine Megakatastrophe, um die Politiker zu einem zielführenden Handeln zu bewegen. Die politische Elite Europas sei zwar immer bereit zu Aktionen, um die Banken zu schützen. Allerdings "ist sie völlig unwillig zuzugeben, dass ihre Politik gegenüber den Menschen versagt, denen die Wirtschaft eigentlich dienen sollte".

Die Amerikaner sind freilich – kritisiert der Wirtschaftsprofessor – auch nicht viel besser und er konstatiert eine "transatlantische Lähmung" angesichts der "anhaltenden menschlichen und ökonomischen Desaster". Schwacher Trost: Die Megakatastrophe könnte laut Krugman "schon hinter der nächsten Ecke lauern".

Zeitdruck

Eine drastische Warnung kommt von der Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde. In einem Interview mit dem US-Sender CNNsprach sie von "weniger als drei Monaten", die den Europäern noch zur Rettung des Euro blieben. Keine Prognose wollte sie über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone abgeben. Das werde "eine Frage der Entschlossenheit und des Schwungs".

Der US-Ökonom Nouriel Roubini warnt vor zu viel Schwung und vor allem vor einem Stopp der Finanzhilfen nach der Wahl am kommenden Sonntag. "Wer den Griechen den Stecker zieht, provoziert den totalen Zusammenbruch der Euro-Zone", sagte Roubini der Bild-Zeitung. Bei einem Kollaps würden viele Anleger in Panik geraten und "dann gibt es einen Run auf die Banken in Portugal, Spanien und Italien". Griechenland müsse entweder in der Eurozone gehalten werden oder finanzielle Unterstützung für einen geregelten Ausstieg erhalten.

Unmut herrscht in Portugal nach der 100-Milliarden-Hilfe für die Banken in Spanien. Portugal, das selbst 78 Milliarden Euro Hilfe erhält, müsse – fordert der Führer der oppositionellen Sozialdemokraten, Antonio Seguro – die gleichen Bedingungen wie Spanien erhalten. Portugal hat sein Sparziel mit einem Defizit von 4,2 Prozent 2011 deutlich übertroffen.

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