So wundervoll kann Zeitung sein: Als Katharina Richter-Kovarik am vergangenen Donnerstag im KURIER den Bericht über die Reform des Buchstabier-Alphabet las, beschloss sie, die Seite mit der Grafik in ihren Unterricht mitzunehmen, wurde doch dazu aufgerufen, Vorschläge zu präsentieren. Die Leserin bereitet Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Ländern im sogenannten Brückenkurs auf den Pflichtschulabschluss vor.
Ihre Schüler ließen sich nicht zwei Mal bitten. Mit der Hand hat die Sprachlehrerin mitgeschrieben, was ihr von den Deutsch-Lernenden angesagt wurde (siehe Foto oben): Von A wie Apfel über I wie Igelkaktus und U wie Uwe bis Z wie Zitrone.
Anders als ihre deutschen Kollegen sahen Österreichs Normer bisher keinen Bedarf, die veraltete Buchstabiertafel zu reformieren. Womöglich ändern sie ihre Meinung noch, wenn sie die Vorschläge der KURIER-Leser zu Gesicht bekommen. Denn unter all den Einsendungen ist vieles dabei, was leicht umsetzbar, allgemein verständlich oder auch humoristisch ist.
Die Leserinnen Sandra Rauch und Petra Innerhofer sind für ein ABC der Tiere. Frau Rauch merkt dazu an: „Vielleicht würden dann auch Kinder der heutigen Zeit lernen, dass die Kuh nicht lila ist und der Elefant ursprünglich nicht aus Schönbrunn kommt.“
Aus dem Ländle schreibt Sylvia Birnbaumer: „Wie wärs damit, mit Ländern aus aller Welt zu buchstabieren? Ohne Hintergedanken und absolut geschlechterfrei?“ Henri Schreiber fände wiederum Körperteile fein.
Und Günther Schützl ist der Meinung: "Ganz wurscht ist es vielleicht nicht, weil es nicht schadet, wenn alle gleich bekannte Wörter verwenden, um Missverständnisse auszuräumen bzw. zu verhindern. Die deutsche Variante würde ich rundweg ablehnen, weil Au wie Augsburg ist nicht A, und C wie Kottbus ist idiotisch. Die Umlaut-Varianten sind bestenfalls behelfsmäßig, und die vielen weitgehend unbekannten Orte lassen ja wieder Missverständnisse zu, aber das Wichtigste: Es ist nicht prägnant, weil nach meinem Dafürhalten die Wörter für das Buchstabieralphabet lediglich aus zwei Silben bestehen sollten, damit die Konversation kurz und prägnant bleibt. Diese Voraussetzung (die von den ursprünglichen Machern des Alphabets wohl auch berücksichtigt wurde) erfüllen einige Orte ja nicht. Aus diesem Grund (und damit der Damenanteil größer wird), würde ich auch am österreichischen Buchstabieralphabet nur zwei Punkte ändern: Statt Julius Julia und statt Theodor Tina."
Einigen Lesern ist die bisher nur in Deutschland geführte Diskussion wuaschd – buchstäblich. Sie sprechen sich dafür aus, dass weiterhin so buchstabiert wird wie bisher. Andere wünschen sich mehr Frauennamen, zum Beispiel Julia statt Julius. Wieder andere plädieren für die Wiederaufnahme der jüdischen Namen: David, Nathan, Samuel und Zacharias. Natürlich darf auch der österreichische Lokalkolorit nicht fehlen: mit Sch wie schiach oder U wie ur-leiwand.
Für Rudolf Krakauer, als Mitglied der Feuerwehr auch bei internationalen Einsätzen aktiv, wäre es "schön bzw. wünschenswert bzw. hilfreich, wenn es im deutschen Sprachraum EIN Buchstabier-Alphabet geben würde. Als Basis könnte man den deutschen Vorschlag nehmen, ergänzt einige Änderungen, um die Akzeptanz in Österreich und der Schweiz zu erhöhen."
Sein Vorschlag: B wie Bern oder Basel, G wie Genf, I wie Innsbruck, S wie Salzburg, W wie Wienoder Z wie Zürich. "Von der Bekanntheit würde ich auch H wie Hamburg bevorzugen."
In einer Weinlaune, wie sie mit einem Augenzwinkern anmerken, haben Gerhard und Martina Körmer, die in der Stadtbücherei Seyring im Weinviertel arbeiten, ein eigenes Wein-A-Z vorgelegt: Von A wie Apfelwein über H wie Heckenkläscher, K wie Kellergasse und V wie Veltliner bis Z wie Zweigelt.
Leserin B. Herzberg bedankt sich wiederum für die Berichterstattung, die sie "schon beim Morgenkaffee schmunzeln" hat lassen. Dazu berichtet die Mitarbeiterin einer Telefonhotline: "80 bis 85 Prozent der Menschen sind nicht in der Lage, ihre Mailadresse zu buchstabieren. Mit der einfachen Bitte, die Mail-Adresse zu buchstabieren, können Sie Menschen richtig aus der Fassung bringen. Daher macht es für mein Verständnis auch gar keinen Sinn, sich Änderungen zu überlegen, wenn doch die Menschen nicht mal die aktuelle Version beherrschen."
Werner H. Bittner, ein Experte in Sachen Fernmeldetechnik. merkt an, dass die Buchstabierregeln ursprünglich den Armeen zur Sprachübermittlung diente,. "Das ist auch bis heute so. Diese sind mangels ziviler Regelungen in den jeweiligen zivilen Sprachgebrauch übergegangen. Dabei haben ausschließlich Eindeutigkeit und Klarheit den Ausschlag gegeben und keinerlei Ideologie."
Eingemachtes bringt Martin Brabetz ein, wobei als besondere Schmankerln die Burenhaut, der Dodel, der Eierbär, der Fetznschädel, das Glumpert, der Schaas, der Wappler und das Zwutschkerl leuchtturmartig noch herausragen.
Am Ende noch die Anekdote eines Lesers, die, wenn sie erfunden ist, dann trefflich erfunden ist: Er hatte einer Sekretärin am Telefon seinen Namen – Götz Wagemann – buchstabiert. Das Paket ging an: „Gustav, Österreich, Theodor, Zeppelin, Wolfgang, Anton, Gustav, Emil, Martha, Anton, Nordpol, Nordpol.“
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