Neue Technik für Kreuzbandoperationen

Eine neue Methode soll schnellere Heilung ermöglichen.
Innovatives Verfahren bei Rissen: Ersatzsehne bleibt durchblutet, raschere Heilung erhofft.

Egal ob Schifahren oder Snowboarden – häufig endet das Pistenerlebnis im Krankenhaus. So wurden laut aktuellen Daten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit vergangenes Jahr in Österreich 25.700 österreichische Wintersportler mit Verletzungen ins Spital gebracht. Angeführt wird die Statistik durch Knieverletzungen, wie etwa Risse des vorderen Kreuzbandes.

„Rund ein Drittel aller Verletzungen betreffen diesen Bereich“, bestätigt Univ.-Doz. Christian Wurnig, Leiter der Sportorthopädie-Abteilung am Orthopädischen Spital Speising. Ein Mitarbeiter seiner Abteilung hat kürzlich mit Forschern der Medizinischen Universität Wien eine neue, weltweit erstmals beschriebene, Operationsmethode bei Kreuzbandrissen publiziert, bei der eine noch lebende, also durchblutete, Sehne als Kreuzbandersatz verwendet wird.

Was zur Auswahl steht

„Je sportlicher und aktiver ein Mensch ist, desto wichtiger ist die Behandlung eines vorderen Kreuzbandrisses“, beschreibt Wurnig die Operationsvorgabe. Künstlicher Bandersatz hat sich – so der Experte – klinisch nicht bewährt, deshalb wird das vordere Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt. „Zur Auswahl stehen dafür eine Sehne des hinteren Oberschenkels (Semitendinosussehne oder Grazilissehne) sowie alternativ das mittlere Drittel der Kniescheibensehne (Patellarsehne)“, erklärt Oberarzt Michael Enenkel, Leiter des Spezialteams Knie-rekonstruktive Eingriffe. Die Mediziner des Orthopädischen Spitals Speising, die jährlich rund 400 Kreuzbandoperationen durchführen, entscheiden das je nach Situation. Maßgebend ist etwa der Beruf des Patienten und wie stark er in diesem seine Knie belasten muss.

Enenkel: „Für die Operation wird die gesamte Sehne entnommen, bis das Remodelling abgeschlossen ist – die Sehne sich also zum Band entwickelt hat – dauert es in der Regel ein bis drei Jahre“.

Lebende Kreuzbandsehne

Eine schnellere Einheilungszeit und damit eine raschere sportliche Aktivität erhofft man sich nun von der neuen Operationsmethode. „Bisher haben wir Sehnen komplett herausgenommen und außerhalb des Körpers vorbereitet“, erklärt Priv.-Doz. Patrick Weninger, Unfallchirurg im Sportorthopädie-Team, der die neue Technik gerade publiziert hat. „Durch die Entnahme der Sehne wurde auch deren Durchblutung unterbrochen, in manchen Fällen kommt es deshalb zum Absterben der Sehnen im Knie oder zu nochmaligen Rissen des ersetzten Bandes“.

Die Innovation, die von Weninger gemeinsam mit einer Gruppe der Medizinischen Universität Wien (um Mag. Dr. Lena Hirtler, Zentrum für Anatomie und Zellbiologie) entwickelt und in der aktuellen Ausgabe des „Indian Journal of Orthopaedics“ veröffentlicht wurde, ist, dass die entsprechenden Sehnen nicht mehr vollständig herausgenommen werden, sondern an einer Stelle gestielt (also am Körper weiter fest verwachsen) – und somit durchblutet bleiben.

Permanent durchblutet

Weninger: „Die Sehne wird also vom Oberschenkel abgetrennt, bleibt aber am anderen Ende, dem Schienbein, dran. Von dort kann man sie bis zum Knie hochziehen, sie wird also nie vollständig abgetrennt und bleibt permanent durchblutet und vital“.

Vermutlich wird das eine Reihe von Vorteilen bringen. „So könnte die Sehne schneller in das Kniegelenk einwachsen, die Umwandlung in eine bandartige Struktur rascher vonstatten gehen und somit die Sportrückkehr zügiger erfolgen“, erhofft sich der Studienautor. Bisher wurde die neue OP-Methode im Anatomielabor erprobt, in den kommenden Wochen werden nun die ersten Patienten im Orthopädischen Spital Speising auf diese Weise operiert.

„Diese Innovation ist ein wunderbares Beispiel für die rege Forschungstätigkeit in unserem Spital und zeigt, dass wir für das Wohl unserer Patienten uns ständig weiterentwickeln“, sagt Wurnig, Leiter der Sportorthopädie-Abteilung.

Das Spital in Speising, das die österreichweit einzige sportorthopädische Spezialabteilung beherbergt, macht sich aber nicht nur in punkto Forschung einen Namen, sondern steht auch für ständige Weiter- und Fortbildung der Ärzteschaft, wie etwa bei den Orthopädie-Kongresstagen zum Thema „Sport“. „Zudem bieten wir auch für unseren Patienten neben der Behandlung spezielle Programme, wie beispielsweise gemeinsame Schitage für jene, die eine Knie- oder Hüft-Endoprothese bekommen haben“,so Wurnig.

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