Kampagne gegen Essstörungen: Für immer schön

Kampagne gegen Essstörungen: Für immer schön
Eine neue Kampagne will das Selbstbild von Frauen stärken.

Jetzt haben schon Kindergartenkinder Sorge, dass sie zu dick sein könnten. Die Models in TV und Werbung leben es vor – wer begehrt und erfolgreich sein will, muss dünn sein. Haut und Knochen als Schönheitsideal. Wer keine "Thigh Gap" (Abstand zwischen den Oberschenkeln) hat, gilt schnell als mollig.

Diesem Trend will nun eine neue Aufklärungskampagne des Therapiezentrums intakt entgegenwirken, das mit Werbeplakaten, Schulworkshops und einem Internetauftritt (www.liebedichselbst.at) ein Umdenken anregen will. Das Motto lautet "Liebe dich so wie du bist". Statt kritischer Selbstbetrachtung sollen die Menschen daran erinnert werden, wie wundervoll sie sind – so, wie sie sind.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass jede Frau im Laufe ihres Lebens in der einen oder anderen Form mit Essstörungen im Berührung kommt. Entweder, weil sie selbst davon betroffen ist, oder eine Freundin, Bekannte oder Verwandte", sagt eine der Unterstützerinnen, Frauen- und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, anlässlich der Präsentation der Kampagne.

Rund 200.000 Mädchen und Frauen in Österreich leiden an Magersucht, Bulimie oder Esssucht. Eine Studie der Alpe-Adria-Universität in Kärnten hat gezeigt, dass sogar schon vier von zehn Kindergartenkindern dünner sein wollen. Für die Projektleiterin der Kampagne, Johanna Zierl, ist die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper der Einstieg zu einer Essstörung. "Diäten sind die Einstiegsdroge."

Falsche Wahrnehmung

Eine Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ergab erst kürzlich, dass jedes zweite 15-jährige österreichische Mädchen sich zu dick findet – obwohl nur elf Prozent tatsächlich übergewichtig sind. Jugendliche machen sich inzwischen mehr Sorgen um ihr Körperbild als um die Schule oder um Gewalterfahrungen. Das eigene Gewicht wird unter dem Druck der Schönheitsideale überschätzt – Selbstwahrnehmung und Realität klaffen weit auseinander.

Je älter die Frauen werden, desto mehr steigt die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Studien mit Frauen im Alter über 50 Jahren haben gezeigt, dass sechs von zehn mit ihrer Figur unzufrieden sind, sich Sorgen ums Essen, ihr Gewicht und ihre Körperform machen.

Heinisch-Hosek ist sich dieser "alarmierenden Zahlen" bewusst: "Es kann nicht sein, dass in Diskotheken Schönheits-Operationen verlost werden. Diverse Sendungen mit Modelcastings tragen dazu bei, dass Mädchen und Frauen glauben, diesen Vorgaben entsprechen zu müssen." Die Kampagne soll helfen, Lebensrealitäten zurechtzurücken.

Werbung positiv nutzen

Unterstützung gibt es auch von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser: "Bei Männern wird viel seltener die Kleidung oder Figur diskutiert als bei Frauen" – dennoch steige auch hier die Sorge um das Aussehen. "Man macht ein, zwei Diäten, bekommt positives Feedback, dass man besser aussieht, und plötzlich konzentriert sich alles nur noch darauf." Es brauche mehr Bewusstsein, dass Essstörungen eine ernst zu nehmende Erkrankung mit schweren Folgen sind.

Die Initiative soll zeigen, dass Werbung nicht nur für falsche Schlankheitsideale, sondern auch positiv genutzt werden kann. Statt oft gesundheitsgefährdende Körpernormen zu vermitteln, soll mit der Kampagne ein gesundes Körperbewusstsein gestärkt werden.

In dem Kontext lobt Heinisch-Hosek auch das vom österreichischen Werberat eingeführte Retusche-Barometer (www.retuschebarometer.at), das inzwischen auch international Beachtung findet. Hier kann jeder selbst versuchen einzuschätzen, wie stark ein Werbesujet retuschiert worden ist. Dazu wird von Fachseite erklärt, was und wie viel von dem Bild tatsächlich am Computer verändert worden ist.

Infos
Anlaufstellen für Betroffene von Essstörungen: Therapiezentrum intakt unter www.intakt.at, Essstörungshotline 0800 - 20 11 20, Initiative www.s-o-ess.at.

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