Gefährliche Rauch-Rückstände im Sofa

Dieser Zigarettenrauch schädigt das Kind nicht nur über das Passivrauchen. Auch die Rückstände des Rauches, die sich in Möbeln und Wänden festsetzen, bedeuten eine Gesundheitsgefahr, warnen jetzt US-Forscher
Die Ablagerungen enthalten Substanzen, die das Erbgut schädigen und krebserregend sind.

Sie fressen sich in Wände, Tapeten, Polstermöbel – und gehen auch dann unangenehm in die Nase, wenn dort schon lange keine Zigarette mehr angezündet wurde: Rückstände des Zigarettenrauchs, die sich in Innenräumen ablagern.

Dass auch von diesen Risiken ausgehen, zeigt jetzt eine Studie von Bo Hang vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Dallas, USA. Er wies nach, dass sich darunter unter anderem das krebserregende Nitrosamin NAA befindet – und dass sich diese Substanz an das Erbmaterial (DNA) binden und dort Veränderungen auslösen kann. Im schlimmsten Fall kann das zu Krebs führen. Das größte Risiko bestehe für Babys und Kleinkinder, die herumkrabbeln und ihre Spielsachen in den Mund nehmen, so Hang.

Die Forscher sprechen vom „Third-hand smoke“ (das, was der Raucher ausatmet und was aus der glimmenden Zigarette kommt). „Um dieses Thema hat man sich lange nicht gekümmert – aber das ändert sich jetzt, es gibt seit einigen Jahren eine steigende Zahl von Untersuchungen zu dem Thema“, sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg .
„Die Nitrosamine sind die wichtigsten krebserzeugenden Substanzen im Tabakrauch“, betont Schaller. „Für derartige Stoffe gibt es keine untere Schwelle, ab der man sagen kann, ab hier sind sie harmlos.“ Auch kleinste Belastungen können zur Entwicklung von DNA-Schäden und Tumoren beitragen.

Neue Substanzen

Die US-Forscher fanden auch heraus, dass diese Rauchrückstände mit anderen Luftschadstoffen wie z. B. Ozon reagieren und dadurch neue chemische Verbindungen entstehen können, die möglicherweise auch krebserregend sind. „Das beste Argument für ein Rauchverbot in Innenräumen ist dieser Third-hand smoke“, sagt Bang. Dieser Aussage stimmt Schaller zwar nicht zu – „das wichtigste Argument ist sicher das Passivrauchen, das als Gesundheitsrisiko unterschätzt wird“ –, sie sieht aber ebenfalls große Probleme: „Wir wissen einfach noch viel zu wenig.“ Um eine gesundheitliche Belastung durch Rauchrückstände zu vermeiden empfiehlt Hang, Sofas und Teppiche aus Raucherwohnungen zu entfernen – und neu auszumalen.

Tabakrauch enthält mehr als 4800 Substanzen. Bei mehr als 70 ist nachgewiesen, dass sie krebserregend sind oder im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen. Tabakrauch ist der bedeutendste und gefährlichste vermeidbare Innenraumschadstoff und die führende Ursache von Luftverschmutzung in Innenräumen, in denen geraucht wird.

Tabakfeinstaubpartikel lagern sich an Wänden, Decken, Böden und Gegenständen ab und werden von dort wieder emittiert. "Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist, stellen somit eine kontinuierliche Expositionsquelle für die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe dar, selbst wenn dodrt aktuell nicht geraucht wird", heißt es in einer Publikation des Krebsforschungszentrums.

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