Nerven-Blockade gegen Bluthochdruck
Durch Zufall hat die heute 80-jährige Linzerin Erika Sixt in den 1980er-Jahren von ihrem hohen Blutdruck erfahren. "Ich habe daraufhin viele Medikamente ausprobiert, aber geholfen hat nichts. Untertags sank der Blutdruck zwar ab, aber am Abend war der erste Wert immer wieder auf 180 bis 190 mmHg."
Vor zwei Jahren war sie eine der ersten Patientinnen in Österreich, bei denen (am AKH Linz) eine Nervenblockade ("Renale Denervierung") zur Blutdrucksenkung durchgeführt wurde: "Dadurch sank mein erster Blutdruckwert auf 125 bis 130 mmHg – und ich konnte die Medikamente reduzieren."
"Rund 15 Prozent der Bluthochdruck-Patienten sind therapieresistent", sagt Univ.-Prof. Bruno Watschinger von der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse der MedUni Wien am AKH: Trotz einer Behandlung mit mindestens drei Blutdruck-senkenden Medikamenten bleibt der Blutdruck hoch (140/90 mmHg und mehr). Diese Patienten haben ein drei Mal so hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall wie gut eingestellte Bluthochdruckpatienten.
Katheter-Eingriff
Für diese Gruppe gibt es jetzt ein neues, nicht medikamentöses Verfahren:
Ein Radiofrequenz-Katheter ("Simplicity", Medtronic) wird in die Nierenarterie vorgeschoben.
Durch kurzes Erhitzen von vier bis sechs Punkten an der Gefäßaußenwand (je zwei Minuten auf 60 bis 70 Grad) wird das Geflecht des Sympathikus-Nervs um die Arterie teilweise ausgeschaltet. "Diese sympathischen Nervenfasern bestimmen unsere Ruhe- bzw. Erregungszustand", sagt Prim. Univ.-Prof. Franz Leisch, 1. Internen Abteilung im AKH Linz und Pionier der Methode in Österreich.
Die blutdrucksteigernde Weitergabe von Impulsen von der Niere zum Gehirn wird damit reduziert. Die Nieren spielen – als zentrale Schaltstelle blutdruckwirksamer Hormone – in der Entstehung einer Hypertonie eine zentrale Rolle.
Weltweit wurden bereits mehr als 5000 Menschen behandelt, in Österreich sind es derzeit rund 200. 13 Spitäler (darunter die Medizin-Unis Wien, Graz, Innsbruck, Salzburg, das AKH Linz, St.Pölten und Wr. Neustadt) bieten dieses Verfahren an, mehr als 200 Personen wurden bereits behandelt.
Neue Daten
Zur Wirkung gibt es seit Kurzem Drei-Jahres-Daten. Ass.-Prof. Helmut Brussee von der MedUni Graz: "Drei Jahre nach dem Eingriff zeigte sich in einer großen Studie keine Abnahme des blutdrucksenkenden Effekts. Die mittlere Blutdrucksenkung betrug -33/-19 mmHg." Vor allem aber konnten die gefährlichen Blutdruckspitzen verhindert werden. Nur bei einem von 100 Eingriffen gebe es Komplikationen, zumeist einen Bluterguss an der Einstichstelle.
Nicht bei allen Patienten ist die Wirkung dauerhaft: "Wir mussten bei sieben von 130 Patienten den Eingriff wiederholen", sagt Leisch.
"Man darf keine zu großen Hoffnungen wecken", betont Watschinger: "Die Methode ist kein Ersatz für eine Lebensstiländerung. Die Patienten dürfen auch nicht davon ausgehen, dass sie keine Medikamente mehr benötigen. Aber viele können deren Zahl reduzieren."
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