Mühsamer Start bei Mammografie-Screening
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"Die Situation ist sehr kritisch. Nur fünf Prozent jener Frauen, die im Jänner eine schriftliche Einladung zur Mammografie bekommen haben, sind bis jetzt auch tatsächlich hingegangen", sagte Univ.-Doz. Franz Frühwald, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Radiologie der Ärztekammer zum KURIER. Seit Jänner werden monatlich 63.000 Einladungen an Frauen im Alter von 45 bis 69 Jahren verschickt. Innerhalb von 24 Monaten sollen alle Frauen dieser Altersgruppe die Einladung erhalten haben. Eine Überweisung durch den Gynäkologen oder Allgemeinmediziner zu einer reinen Vorsorgemammografie ist spätestens ab Juni nicht mehr vorgesehen. Für eine ärztliche Überweisung ist eine Indikation (also z. B. Verformungen, Verhärtungen der Brust) notwendig.
"Die bisher zuweisenden Ärzte sind frustriert und fühlen sich nicht mehr zuständig", sagt Frühwald. "Und es ist ein Unterschied, ob ich einen Brief bekomme oder mir ein Arzt die Mammografie persönlich empfiehlt." Am Rande des Europäischen Radiologenkongresses sagte Frühwald zur APA, dass hier Befürchtungen eingetreten seien. "Es gab zwar die Befürchtung, dass der Wegfall der Hausärzte und Gynäkologen bei den Zuweisungen Probleme bereiten könnte. Doch dass das so stark wird, hat man nicht vorhergesehen."
Starker Rückgang
Österreichweit sei die Zahl der Mammografien seit der Einführung des neuen Systems im Jänner um 21 Prozent zurückgegangen – in Salzburg sogar um 57 Prozent. Frühwald: "Wenn man noch etwas retten will, muss man es den Ärzten ermöglichen, auch in das Screening-Programm zuzuweisen." Gegenüber der APA nannte er weitere Zahlen. So seien nur rund 0,3 Prozent der bisher eingeladenen Frauen aufgrung der Einladungen erstmals zu der Untersuchung zur möglichst frühen Entdeckung verdächtiger Veränderungen gekommen. Und: Derzeit erfolgen 95 Prozent aller Mammografien derzeit infolge von direkten Verdachtsmomenten - also Zuweisungen durch Ärzte - statt. Das organisierte Screening-Programm sollte aber gerade Frauen zu dieser Untersuchung bringen, die bisher noch nicht daran teilgenommen hatten. Gerade diese scheinen aber auszubleiben. Zu den Zahlen steht Frühwald, Denn seit Etablierung des bundesweiten Programms müssen alle Untersuchungen genau dokumentiert werden. Die angepeilten Ziele seien jedenfalls nicht erreicht worden, betont Radiologe Frühwald. "Man spricht von einem erfolgreichen Mammografie-Programm, wenn 70 Prozent der eingeladenen Frauen teilnehmen." Davon sei man weit entfernt.
Reaktionen
Kritiker befürchten garschon ein Ansteigen der Mammakarzinom-Mortalität. Sowohl bei Gynäkologen als auch bei Allgemeinmedizinern ist man in Österreich derzeit allerdings extrem zurückhaltend.
"Die Erfahrungen aus den ersten sechs Wochen zeigen deutlich, dass der Kulturwandel – weg von der Zuweisung und Befundbesprechung hin zu einem anonymisierten Schreiben – weder für die bis dato zuweisenden MedizinerInnen noch für die Frauen im Sinne des Programms funktioniert", heißt es in einem Schreiben des Präsidenten der Krebshilfe, Univ.-Prof. Paul Sevelda, an das Gesundheitsminsterium, das die ORF-Sendung ZIB 2 vergangene Woche veröffentlichte.
Krebshilfe-Geschäftsführerin Doris Kiefhaber: "Wir stehen hinter dem Programm, aber es braucht viel mehr Information für Patienten und Ärzte. Wir schlagen vor, dass es den Ärzten für eine längere Übergangszeit ermöglicht wird, ebenfalls in das Programm zuzuweisen."
"Man muss dem Programm schon eine Chance geben, beginnen zu können", antwortet die dafür Verantwortliche Karin Eger von der Wiener Gebietskrankenkasse. "Wir sehen einen steigenden Trend bei der Teilnahme. Alle europäischen Programme verwenden ein Einladesystem – und keines verschickt Einladungen an über 75-Jährige." Laut Gesellschaft für Brustheilkunde führt bei ihnen die regelmäßige Selbstuntersuchung sowie die Untersuchung durch den Arzt zu einem gleich guten Resultat.
Eger: "Es sind durch die Einladung bereits Frauen zur Mammografie gekommen, die früher noch nie bei einer waren. Dabei wurden schon Brustkrebsfälle entdeckt." Im Gesundheitsministerium heißt es, dass die Information von Ärzten und Frauen verbessert werden soll.
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