MRT: Nicht nur für den Kreuzbandriss
Lucas Prayer erinnert sich gut an ein Erlebnis während seiner Ausbildung vor 20 Jahren: "Die Radiologen sind damals bei der Visite in einem abgedunkelten Raum vor Bildern gesessen – ich habe mir gedacht, ein eigenartiges Volk, die sprechen über Patienten, ohne sie je zu sehen."
Heute ist er Facharzt für Radiologie, Universitätsdozent und Leiter des Diagnosezentrums Urania am Laurenzerberg in der Wiener Innenstadt. Im selben Haus befindet sich auch das Zentrum für frauenspezifische Medizin, "Woman & Health". Nicht zuletzt durch diese Nähe sind beide Vorreiter einer engen Kooperation zwischen dem zuweisenden Arzt – in diesem Fall den Gynäkologen – und den Spezialisten für die Bildgebung, den Radiologen: "Wir sind Partner auf Augenhöhe", sagt der Gynäkologe Univ.-Doz. Gernot Hudelist. "Die Qualität des radiologischen Befundes ist eine ganz andere, wenn es hier eine gute Zusammenarbeit gibt."
Prayer: "Die MR-Verfahren haben sich wesentlich verfeinert. Wir können an zahlreichen Einstellungen feilen, ehe wir die Patienten untersuchen. Dazu ist oft ein intensiver Austausch mit dem Arzt, der den Patienten zu uns überweist, wichtig."
Jeder wisse, dass "bei einem Fußballer mit Kreuzbandriss eine MRT gemacht wird. "Aber dieses Verfahren ist längst auch in vielen anderen Bereichen zu einer alltäglichen Methode geworden." Beispiel Gynäkologie: Vor allem bei Erkrankungen im Becken, die sich über ein Organ ausgebreitet haben – etwa bei der Endometriose (Gebärmutterschleimhautgewebe bildet außerhalb der Gebärmutter Wucherungen) oder auch bei Krebserkrankungen – kann die MRT Herde exakter abgrenzen als der Ultraschall. Bei Gebärmuttermyomen, den häufigsten gutartigen Tumoren bei Frauen, sind plastische Bilder möglich: "Sie können dreidimensionale Modelle der Gewebestrukturen erstellen."
Therapieplanung
MRT-Bilder beeinflussen heute oft ganz wesentlich die Entscheidung, ob eine Operation notwendig ist oder eine konservative Behandlung (ohne Operation) ausreicht. "Sie sind eine wichtige Grundlage für die Therapieplanung", sagt Hudelist.
Die Anwendungsgebiete der MRT hätten sich in den vergangenen Jahren aufgrund verbesserter Verfahren sehr ausgeweitet – darin liege auch der Grund für die steigende Zahl von Untersuchungen: "Dass zu uns ohne Notwendigkeit überwiesen wird, ist die Ausnahme. Wenn eine Untersuchung nichts bringt, machen wir die Ärzte darauf aufmerksam."
Tatsächlich seien "die Möglichkeiten, die diese Technik mittlerweile bietet, sogar noch größer als das, was im Zeitdruck des Alltags durchführbar ist", betont Prayer. "Auf der anderen Seite haben die Krankenkassen den erlaubten Anstieg der jährlichen Honorare, die ein Institut abrechnen kann, mit 0,5 Prozent plus einem Teil der Inflationsrate gedeckelt. Steigende Nachfrage einerseits und dieses finanzielle Mieder andererseits, das den Instituten angelegt wird, führen dazu, dass die Wartezeiten steigen und teilweise mehrere Monate betragen." Die Folge: "In den vergangenen eineinhalb Jahren haben zahlreiche private MR-Institute neu eröffnet – die Privatmedizin als Ventil."
Früher haben man die MRT als "Olymp der Bildgebung" bezeichnet, erinnert sich Prayer: "Heute ist sie nichts Besonderes mehr und schon gar kein Luxus. Sie ist ein Teil der bildgebenden Verfahren – aber einer, der immer wichtiger wird."
Bei der Magnetresonanztomografie (MRT) wird der Patient in eine Art Tunnel gelegt, in dem extrem starke Magnetfelder aufgebaut werden. Aus den reflektieren Radiowellen berechnet ein Computer dann ein exaktes zweidimensionales Schnittbild der Körperregion. Mehrere Schnittbilder übereinander ergeben eine dreidimensionale Darstellungsform.
CTBei der Computertomografie werden durch die Auswertung von Röntgenauf- nahmen aus mehreren Richtungen ebenfalls Schnittbilder angefertigt. Hohe Detailgenauigkeit, aber Strahlenbelastung.
TomografieDas Wort bezeichnet allgemein Verfahren zur Aufnahme von Schichtbildern.
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