Mit Rheuma ein normales Leben führen
"Die Rheumatologie ist das Fachgebiet der Medizin, das in den vergangenen Jahren die größten Fortschritte gemacht hat. Viele Patienten mit Rheuma können ein normales Leben führen." Das sagte der Rheumatologe Univ.-Prof. Josef Smolen (MedUni Wien) Mittwochabend beim Gesundheitstalk "Rheuma" mit mehr als 200 Teilnehmern in Wien.
Verantwortlich dafür seien aber nicht nur neue Medikamente (Biologika) gegen entzündliches Rheuma: "Nur die Kombination von neuen mit altbewährten Präparaten bringt den größten Effekt." Hinzu komme die Messung der Krankheitsaktivität, etwa über das Ausmaß der Schwellung der Gelenke oder Entzündungszeichen im Blut. "Der Schmerz alleine sagt nichts aus."
Zwar sei die Infektionsrate bei der Gabe der Biologika erhöht: "Aber wir kennen diese unerwünschten Wirkungen und haben sie gut im Griff. Die Lebenserwartung der damit behandelten Patienten ist sogar erhöht."
"Auch das Schicksal von Kindern mit Rheuma hat sich gegenüber vor 20 Jahren sehr gewandelt", so Kinderrheumatologe Univ.-Prof. Wolfgang Emminger, MedUni Wien: "Damals mussten sie viel mehr Medikamente nehmen und hatten dennoch keine gute Prognose. Heute können sie etwa am Turnunterricht teilnehmen, sind in der Schule viel besser integriert. Meistens sieht man ihnen von außen gar nicht an, dass das eine oder andere Gelenk krank ist."
"Ganz wichtig ist aber, auf erste Schmerzsymptome zu achten – oder auf Verhaltensänderungen, wenn sich Kinder zurückziehen oder weinerlich werden", betont Karin Formanek von der Selbsthilfegruppe "Rheumalis". Sie berät Familien mit an Rheuma erkrankten Kindern.
Aber auch Erwachsene sollten Frühsymptome nicht verschleppen: "Teigig-weiche Schwellungen in den Fingergelenken in der Früh, Finger, die eine halbe Stunde oder länger in der Früh steif bleiben und nicht zur Faust geschlossen werden können – dauern solche Beschwerden länger als eine Woche an, sollte sie ein Rheumatologe ansehen", betont Smolen.
"Was hilft gegen Fibromyalgie?" ("Weichteilrheuma") – häufig Schmerzen im ganzen Körper, aber keine Gelenkszerstörung –, fragten mehrere Diskussionsteilnehmer. Eine Ursache sind Veränderungen der Konzentrationen von Botenstoffen im Gehirn, so Smolen: Antidepressiva können diese Situation zum Positiven verändern. Bei Fibromyalgie gibt es eine starke psychische Komponente: "Schmerzmittel helfen hier nicht viel. Gute Erfahrungen gibt es mit einer psychoanalytischen Therapie."
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