Mit der Natur gegen den Krebs

Kurkuma wird mit einem niedrigen Anteil an Brust-, Magen-, Haut- und Darmkrebs in Verbindung gebracht. Forscher am AKH Wien stellten fest, dass das Gewürz die Entstehung von Darmkrebs bei Mäusen verzögern oder sogar verhindern kann. Untersuchungen beim Menschen zeigen ähnliche Ergebnisse.
Internationale Forscher erkunden, wie pflanzliche Substanzen das Wachstum von Tumoren bremsen.

Die Immuntherapie ist der derzeit vielversprechendste Weg zur Behandlung von Krebs. Dabei werden gezielt Mechanismen bekämpft, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind. Oft genug kommt aber noch immer die Chemotherapie zum Einsatz – ihr Ziel ist, das Wachstum von Krebszellen zu stoppen, allerdings zerstört sie auch viele gesunde Zellen.

Können pflanzliche Mittel vielleicht noch mehr Wirkung mit weniger Nebenwirkungen erreichen?

Im Rahmen des "Halifax Project" hat sich ein internationales Team aus 180 Forschern und Medizinern aus 22 Ländern zusammengetan, um das herauszufinden. Ihre Auswertung von Daten aus Studien hat gezeigt, dass auch eine Mischung bestimmter Wirkstoffe das Wachstum aggressiver Tumore hemmen könnte, berichten sie im Fachjournal Seminars in Cancer Biology.

Krebs verstehen

Zunächst haben die Wissenschaftler 74 Schlüsselstellen im Stoffwechsel von diversen Krebsarten identifiziert. "Im Vergleich zu normalen Zellen verhalten sich Tumorzellen anders", erklärt Prof. Jörg Reichrath aus Homburg. "Sie nehmen zum Beispiel mehr Glukose auf, bilden verstärkt Milchzucker, ihr Mechanismus für den natürlichen Zelltod ist ausgeschaltet und in der DNA häufen sich Schäden an."

Genau an diesen Punkten wollen die Wissenschaftler das Tumorwachstum mit Wirkstoffen aus Pflanzen und Lebensmitteln hemmen. So ist aus bisherigen Studien bekannt, dass Kurkuma (auch als Gelbwurz bekannt) oder etwa Resveratrol (kommt etwa in Weintrauben vor) Krebszellen abtöten können.

Auf die Kombination kommt es an

Die Frage ist allerdings, in welcher Kombination und in welcher Menge die Stoffe ihre Wirkung am besten entfalten können. "Die einzelnen Substanzen greifen einen Tumor an verschiedenen Stellen an, etwa im Genom oder bei der Zuckeraufnahme. Dabei können sie sich in ihrer Wirkung hemmen oder ergänzen", erklärt Reichrath.

Bei 67 Prozent der untersuchten Stoffe konnten die Forscher nun offenbar zeigen, dass sich die Wirkungen ergänzen würden und dadurch das Wachstum gestoppt werden könnte. "Die Wirkstoffe belasten die Patienten nicht so stark wie herkömmliche Chemotherapeutika." Folgestudien sollen nun zeigen, inwieweit solche Mixturen ihre Wirkung am besten entfalten könnten und wie effektiv sie gegen aggressive Tumore sind.

Das ist auch die Grundvoraussetzung für Univ.-Prof. Christoph Zielinski vom Comprehensive Cancer Center an der MedUni Wien: "Der hier aufgezeigte Zugang klingt interessant, doch sind immer die Ergebnisse gut geplanter klinischer Studien der Schlüssel zur Akzeptanz."

Pflanzliche Anwendung

Dass pflanzliche Mittel gegen das Tumorwachstum helfen, ist allerdings nicht neu, betont die Onkologin Irene Kührer von der MedUni Wien: "Eine ganze Reihe von Substanzen, die in der Krebstherapie verwendet werden, haben ihren Ursprung in der Natur." So werden etwa bestimmte Medikamente in der Brustkrebstherapie aus der pazifischen Eibe gewonnen.

Im Rahmen der integrativen Medizin würden Patienten jetzt auch jetzt schon im Hinblick auf eine krebsgesunde Ernährung beraten. Dazu gehören neben Kurkuma und Resveratrol etwa Wirkstoffe aus grünem Tee, Isoflavone (z. B. aus Soja) oder auch Lycopene (etwa in gekochten Tomaten). Kührer betont jedoch: "Ein abgestimmter Ernährungsplan kann eine Krebstherapie unterstützen, sie ist aber nicht als eigenständige Therapie geeignet."

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