Mit der Diagnose Blutkrebs leben

Mit der Diagnose Blutkrebs leben
Patienten, Ärzte und Angehörige über die Konsequenzen einer solchen Diagnose.

"Nach der Diagnose ,Multiples Myelom‘ (bösartige Erkrankung von Zellen im Knochenmark, Anm.) vor sechs Jahren hatte ich einen Nervenzusammenbruch", erzählt der Techniker Thomas Derntl, 52. "Ich habe lange gebraucht, um die neue Situation annehmen zu können. So etwas benötigt Geduld."

Auch von medizinischer Seite: "Ich bin heute noch einer Ärztin unendlich dankbar, die mir in einem Nachtdienst drei Stunden lang erklärt hat, welche Aussichten ich habe und wie man mit der Krankheit leben kann."Er habe Schritt für Schritt damit begonnen, die Erkrankung "in mein Leben einzuordnen, zu verstehen, dass das Leben nicht aus ist. Ich habe gesehen, welche Werte und schönen Dinge es in meinem Leben gibt, für die ich dankbar bin, sie genießen zu können".

Mit der Diagnose Blutkrebs leben
Thomas Derntl war dieser Tage ein Podiumsgast beim Gesundheitstalk zum Thema "Blutkrebs" – Erkrankungen des blutbildenden Systems – von KURIER, MedUni Wien und Novartis in Wien.

"Auch Kinder können eine solche schwere Krankheit akzeptieren", sagte Univ.-Prof. Christina Peters vom St. Anna Kinderspital in Wien. "Unsere Aufgabe ist es, ihnen – und ihren Eltern – dabei zu helfen."

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Bei der Transplantation von Stammzellen eines anderen Menschen müsse ein Elternteil damit rechnen, "vielleicht sechs Monate lang nicht im eigenen Bett, sondern bei dem kranken Kind im Spital zu schlafen. Das ist für die Betreuungsperson eine enorme Belastung."

Für die Kinder sei es wichtig, dass man ihnen vermittelt: "Du bist zwar krank, aber dein Leben geht weiter, du kannst einen Teil deiner Normalität auch im Krankenhaus leben. Deshalb kümmern sich auch Kindergärtnerinnen und Lehrer im Spital um die Kinder", betont Peters.

Heilungsrate gestiegen

Die Heilungsrate bei Leukämien (kein Rückfall fünf Jahre nach der Diagnose) ist in den vergangenen Jahren gestiegen und je nach Leukämieform unterschiedlich. Von den akuten lymphatischen Leukämien bei Kindern können heute 90 Prozent dauerhaft geheilt werden.

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Bei den Erwachsenen seien die größten Fortschritte bei den chronischen Formen erzielt worden, sagte Univ.-Prof. Ulrich Jäger, MedUni Wien: "Bei der chronisch myeloischen Leukämie gibt es fast keine Stammzelltrans-plantationen und auch fast keine Chemotherapie mehr. Wir haben zielgerichtete Therapien, für die die Patienten ein Medikament schlucken, das aber keine Chemo ist." Auch bei der chronisch lymphatischen Leukämie geht es zunehmend in diese Richtung ohne Chemo, so Jäger.

"Bei meiner 25-jährigen Tochter wurde vor elf Monaten eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert", erzählte ein Vater beim Gesundheitstalk: "Nach einer Transplantation von Stammzellen ihres Bruder befindet sie sich auf gutem Weg zurück in ihr altes Leben."

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Der medizinische und auch persönliche Einsatz von Ärzten und Pflegepersonal sei unglaublich gewesen, bedankte sich der Vater – und appellierte: "Meine Tochter hat sehr viele Blutkonserven bekommen. Ich möchte alle animieren, Blut zu spenden und sich auch für eine Stammzellspende registrieren zu lassen – auch die Entnahme selbst ist heute ein harmloser Prozess."

Informationen zur Stammzellspende: www.stammzellspende.cc

TREFFEN MULTIPLES MYELOM

Patientinnen- und Angehörigentreffen mit Neuigkeiten der amerikanischen hämatologischen Gesellschaft, 16. 2., 15.30 bis 18 Uhr, Braille-Haus, 1140 Wien, Hägeling. 4–6, www.multiplesmyelom.at

NÄCHSTER GESUNDHEITSTALK

Thema "Depression und Angst", am 15. 3., 18.30 Uhr, Van-Swieten-Saal (9., Van-Swieten-Gasse 1a)

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