Forscher finden heraus, was uns sympathisch wirken lässt
Es sind eher schlechte Neuigkeiten für Menschen, die ihr Gesicht dank Botox „lahmgelegt“ haben.
Laut einer Studie, durchgeführt an der englischen Nottingham Trent University, ist es nämlich eine möglichst lebhafte Mimik, die einen im sozialen Kontext nahbar und sympathisch erscheinen lässt.
Stirnrunzeln, Lippenkräuseln, weit aufgerissene Augen, nach oben gezogene Mundwinkel - mit dem Gesicht lassen sich unzählige Emotionen transportieren. "Unsere Forschung zeigt, dass Ausdruck im Gesicht mit einer positiven sozialen Wirkung verbunden ist", fasst Eithne Kavanagh, Psychologin und Studienautorin, die Ergebnisse zusammen. Ausdrucksstärkere Menschen seien besser darin, andere in ihren Bann zu ziehen und Beziehungen aufzubauen. Auch beim Lösen von Konflikten könnte eine bewegte Mimik eine entscheidende Rolle spielen.
Die Studie, deren Ergebnisse soeben im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht wurde, wurde in zwei Teile gegliedert.
Im ersten Teil wurden die spontanen Reaktionen und Ausdrücke von 52 Probanden in Alltagssituationen mit einer Kamera aufgezeichnet. Dieselben Personen wurden dann aufgefordert, mit Gesichtsausdrücken "soziale Ziele" zu erreichen, also etwa freundlich auszusehen oder konstruktiv zu diskutieren. Danach wurden die Videoclips 170 Menschen gezeigt, die bewerten sollten, wie liebenswert und leicht zu lesen die Personen waren.
Klares Ergebnis
Im zweiten Teil analysierten die Forscher existierende Videokonversationen zwischen 1.500 Fremden, die danach angeben mussten, wie sympathisch sie einander fanden. Wieder wurden die Beliebtheitswerte mit der Mimik der Personen abgeglichen.
50 Gesichtsmuskeln
hat der Mensch. Alleine an einem Lächeln sind 17 beteiligt, beim Küssen werden sogar mehr als 30 bewegt.
55 % der Kommunikation
sind nonverbal, besagt die sogenannte Mehrabian-Regel aus den 1960er-Jahren. Dazu gehört die Körpersprache sowie der Ausdruck im Gesicht. Auf das gesprochene Wort entfallen nur 7 Prozent.
Fazit: In beiden Teilen hatten jene Personen mit den meisten Gesichtsausdrücken die höchsten Sympathiewerte.
Das könnte daran liegen, dass ausdrucksstarke Menschen besser einzuschätzen sind, vermutet Studienautorin Kavanagh. "Wenn wir in der Lage sind, eine andere Person zu lesen, weil sie ihre Gedanken und Gefühle durch Gesichtsausdrücke besser kommuniziert, dann können wir diese Beziehung besser steuern."
Es ist das erste Mal, dass die Bedeutung von Mimik in realen Interaktionen untersucht wurde. Frühere Forschung hatte etwa gezeigt, dass psychopathische Frauen ihre Köpfe kaum bewegen, wenn sie mit anderen kommunizieren.
Warum manche ihre Gesichtsmuskeln bei Gesprächen mehr bewegen als andere, bleibt offen. Wissenschafter vermuten, dass sich die Art der Mimik bereits in der Kindheit entwickelt. Zudem wird der Ausdruck im Gesicht mit einigen Charaktereigenschaften in Verbindung gebracht.
Mimik und Persönlichkeit
"Unsere Forschung legt nahe, dass ausdrucksstärkere Menschen gefälliger, extrovertierter und neurotischer sind", so Kavanagh. Letztere könnten Gesichtsausdrücke dazu verwenden, um mit anderen eine Beziehung aufzubauen.
Die Ergebnisse sind auch evolutionsbiologisch von Bedeutung. Sie könnten erklären, warum der Mensch im Vergleich zum Tier so viele verschiedene Gesichtsausdrücke entwickelt hat. Wie ausdrucksstark man selbst ist, sei indes schwer einzuschätzen, sagt die Psychologin: Sie rät, sich selbst zu filmen und dann die Mimik zu analysieren - am besten in einer Gesprächssituation.
Kommentare