Migräne: Trinken lindert Kopfschmerz
Die Idee zu der Studie kam den niederländischen Forschern bereits 2005: Da berichtete ein Patient, dass sich seine Migräne durch häufigeres Trinken – Anlass war ein Blasenproblem – gebessert hatte. Jetzt untersuchten Forscher der Universität Maastricht 100 Patienten: Eine Hälfte wurde nur über herkömmliche Bewältigungsstrategien wie ausreichend Schlaf und Stressreduktion aufgeklärt. Die andere erhielt den Rat, ihren täglichen Wasserkonsum um 1,5 Liter zu erhöhen. Fazit der jetzt im Journal Family Practiceerschienenen Studie: Die Mehrtrinker berichteten anschließend über eine deutlich stärkere Reduktion ihrer Schmerzsymptome.
"Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann die Migräne-Symptome bei einem Teil der Betroffenen deutlich reduzieren – dazu gibt es gute Erfahrungswerte", sagt dazu Univ.-Prof. Christian Wöber, Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz der MedUni Wien: "Die tatsächliche Menge muss aber individuell – je nach Gewicht und körperliche Aktivität – angepasst werden."
Regelmäßigkeit
Generell 1,5 Liter zusätzlich zu trinken wäre deshalb zu vereinfacht: "Zu viel trinken bringt nichts, weil dies nur dazu führt, dass die Nieren mehr arbeiten und die Flüssigkeit sofort wieder ausscheiden." Er sehe keinen Grund, Migränepatienten pro Tag mehr als 30 ml Flüssigkeitsaufnahme pro Kilogramm Körpergewicht zu empfehlen. Wichtig sei – ebenso wie beim Essen – die Regelmäßigkeit.
Dass Migräne unterschiedliche Auswirkungen auf das Hirn von Männern und Frauen hat, zeigt eine im Journal Brain erschienene Studie des Boston Children’s Hospital und der Harvard Medical School: In Magnetresonanztomografie-Aufnahmen waren bei Frauen mit Migräne zwei Hirnregionen dicker als bei Männern.
"Solche Ergebnisse belegen, dass Migräne keine Einbildung ist und es konkrete, nachweisbare Veränderungen im Gehirn gibt", betont Wöber.
Tritt der Migräneschmerz auf, würden bei Frauen jene Hirnstrukturen stärker reagieren, die Teil des emotionalen Netzwerkes sind, so die Studie. "Wenn bei Männern der Schmerz kommt, sagt das Hirn Aua", so Nasim Maleki, einer der Studienautoren: "Bei Frauen hingegen sagt es AUAAAAAAA."
Skepsis
Doch hier ist Wöber skeptisch: "Die Aussage, wonach vor allem für die Emotionsverarbeitung zuständige Hirnareale bei Frauen stärker aktiviert sind, erfordert weitere Untersuchungen", betont der Neurologe: "Keinesfalls gerechtfertigt ist es, in diesem Ergebnis einen Beleg für überholte Vorurteile – Migräne als Befindlichkeitsstörung emotional labiler Frauen – zu sehen. Das ist ganz sicher falsch, den Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns."
Generell werde der Lebensrhythmus – Stress, Schlafmangel – als Migräne-Auslöser deutlich unterschätzt, betont Wöber: "Regelmäßigkeit – beim Trinken ebenso wie in allen anderen Bereichen – ist eine der wichtigsten Vorsorgemaßnahmen gegen die Migräneattacken."
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