Metabolisches Syndrom betrifft auch die Psyche

Übergewicht ist ein Hauptfaktor für das metabolische Syndrom.
Zivilisationserkrankungen sind in Europa auf dem Vormarsch. Für die Prävention wird viel zu wenig getan.

Das metabolische Syndrom ist vor allem durch körperliche Parameter wie Übergewicht oder Stoffwechselstörungen gekennzeichnet. Bis zu 30 Prozent sind davon in der westlichen Welt bereits betroffen. Zunehmend rückt neben den bekannten internistischen Faktoren die Psyche in den Fokus. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen einen eindeutigen Zusammenhang. Bei Patienten mit metabolischem Syndrom verdoppelt sich das Risiko für die Entwicklung einer Depression.

Wechselwirkungen

Univ.-Prof. Peter Hofmann von der Grazer Universitätsklinik: „Es gibt einen Wechselwirkungsprozess in beide Richtungen: Depression führt zu metabolischem Syndrom und umgekehrt.“ Er beschreibt das mit einem Teufelskreis. Falsche, meist hochkalorische Ernährung – teils kombiniert mit Umweltgiften wie Rauchen und Alkohol – und Bewegungsmangel führe zu Energiemangel, Abgeschlagenheit und Stimmungsschwankungen. Dann beginnen die Probleme. „Den Patienten fehlt der Schwung für die notwendigen Lebensstilveränderungen.“ Selbst, wenn ihnen bewusst ist, dass Handlungsbedarf besteht, sind sie nicht in der Lage, sich aufzuraffen und ihren ungesunden Lebensstil umzustellen.
Ihn nur zu einer Ernährungsschulung oder Diätberatung zu schicken, habe wenig Wirkung. „Ratschläge werden kaum realisiert, Diätpläne häufig wegen Konzentrationsmangel nicht umgesetzt. Es ist eine Herausforderung, diesen Menschen einen Einstieg zu bieten, der sich aus ihrer Sicht lohnt“, sagt Hofmann.

Gelingen kann dies daher nur über mehrere Bausteine. „Tabletten verschreiben oder eine Magenverkleinerung sind keine Lösung.“ Es gibt auch viele Möglichkeiten abseits medikamentöser Therapien. „Wesentlich ist die Veränderung eingefahrener Muster. Das geht aber nicht von heute auf morgen“, betont Hofmann. Zahlreiche Studien zeigen, dass es drei bis vier Monate dauert, bis ein Ziel – etwa mehrmals wöchentlich Bewegung zu machen – im Alltag verankert ist.

Prävention

Ganzheitsmediziner Gerhard Hubmann, Vizepräsident der Akademie für Ganzheitsmedizin (Gamed) setzt schon bei der Prävention an. „Wir Ärzte sehen immer mehr übergewichtige Kinder mit Insulinresistenz und teilweise auch erhöhten Cholesterinwerten. Da sind Stoffwechselerkrankungen vorprogrammiert.“ Er setzt vor allem bei der zum jeweiligen Typ passenden Ernährung an, damit der Darm wieder richtig arbeitet. „Wird die Resorptionsbarriere verbessert, kann der Körper die Nahrung besser verstoffwechseln – und verfügt damit wieder über mehr Energie.“

Metabolisches Syndrom betrifft auch die Psyche

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